Software-Sanktionen

Soll die SAP für die Bundesregierung russische Firmen lahmlegen?

Angeblich gibt es informelle Gespräche mit der Bundesregierung über Hilfen bei Sanktionen.

11.03.2022 UPDATE: 12.03.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 15 Sekunden
Ein Firmengebäude des Softwarekonzerns SAP in Walldorf. Foto: dpa

Walldorf. (mk) Die Bundesregierung führt im Rahmen der Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges angeblich mit der Walldorfer SAP Gespräche darüber, ob eine gezielte Abschaltung von Software russische Unternehmen und Banken weiter lähmen könnte. Darüber berichtet das Portal "Business Insider". Danach läuft bereits seit mehreren Tagen ein informeller Austausch zwischen der Bundespolitik und der SAP. Dabei geht es angeblich um die Frage, ob der deutsche Software-Anbieter gezielt Lizenzen russischer Kunden stilllegen könne. Unternehmen und Banken sind heutzutage massiv auf funktionierende Software angewiesen. Ein Ausfall würde sie somit empfindlich treffen.

"SAP hat nach einer internen Prüfung signalisiert, dass dies möglich ist", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person gegenüber "Business Insider". Ohne rechtliche Grundlage wäre der Softwarekonzern aber nicht bereit, bestehende Verträge zu brechen. Sollten die Sanktionen weiter verschärft werden, könnte es aber eine Rechtsgrundlage dafür geben. Und SAP-Vorstandschef Christian Klein hatte sich in einem Blog-Eintrag zuletzt klar hinter die Wirtschaftssanktionen gestellt und sie als wichtiges Instrument bezeichnet, um den Friedensprozess voranzubringen.

Bei SAP gibt es schon seit einigen Tagen Diskussionen, ob sich der Softwarekonzern nicht vollständig aus Russland zurückziehen sollte – auch wenn die Sanktionen das aktuell nicht unbedingt erfordern. In seinem Blog-Eintrag hatte Konzernchef Klein in der vergangenen Woche angekündigt, er werde das Geschäft in Russland einstellen. Zwei Tage später ergänzte ein Sprecher allerdings, dass Bestandskunden, die nicht auf der Sanktionsliste stünden, "im Rahmen der vertraglichen Verpflichtungen" weiter bedient würden, etwa durch Software-Updates und Wartung. Gegenüber dem Betriebsrat hatte die Geschäftsführung das auch damit begründet, dass je nach Kunde auch Lieferketten für Nahrungsmittel, Medikamente oder Medizintechnik betroffen seien.

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Angaben zur Bedeutung des russischen Marktes für SAP macht das Unternehmen aktuell keine. Laut "Handelsblatt" wies das Unternehmen im Geschäftsbericht 2019 für die Tochtergesellschaft, die Russland und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion bedient, einen unkonsolidierten Umsatz von 483 Millionen Euro aus. Zu den Kunden zählen laut früheren Unternehmensmeldungen zum Beispiel die Fluggesellschaft Aeroflot und die Sberbank.

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