Mannheim

MVV bleibt in der Krise robust

Das Unternehmen begrüßt Maßnahmen der Politik. Die Energiewende dürfe jedoch nicht vergessen werden.

15.12.2022 UPDATE: 15.12.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden
Die Firmenzentrale der MVV Energie AG in Mannheim. Foto: MVV

Von Barbara Klauß

Mannheim. Es sind herausfordernde Zeiten für die Wirtschaft – besonders für Energieunternehmen wie die Mannheimer MVV. Bis vor vor Kurzem war die Energiewende das beherrschende Thema: die Reduktion des CO2-Ausstoßes und der Ausbau erneuerbarer Energien, um so der Klimakatastrophe zu begegnen.

Mitten in diesem Umbruch erschütterte zunächst die Corona-Pandemie die Welt, dann verübte Russland einen kriegerischen Angriff auf die Ukraine. In der Folge explodierten die Energiepreise und die Inflation kletterte auf immer neue Rekordhöhen. Doch bringe es nichts, vergangenen Zeiten nachzutrauern, sagte MVV-Chef Georg Müller am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Frankfurt. "Eine Rückkehr zum Zustand vor dem Ukrainekrieg oder gar vor der Corona-Pandemie wird es nicht geben". Also gelte es, sich entschieden auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.

Dabei sei zwischenzeitlich der Eindruck entstanden, die klimapolitischen Ziele seien in den Hintergrund gerückt, so Müller. "Die Bundesregierung musste gegensteuern – vor allem mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen", erklärte er. Sie versuchte, Märkte zu stabilisieren – etwa durch die Suche nach alternativen Rohstoffquellen und die Unterstützung importierender Energieunternehmen, die in Schwierigkeiten gerieten. Zum anderen sorgt der Staat für eine Entlastung der Verbraucher und der Industrie, die von den Preisanstiegen betroffenen sind. Diese Schwerpunktsetzung hält der MVV-Chef angesichts der Umstände für richtig. "Wir stehen auch deshalb heute nicht so schlecht da, wie es manchmal den Anschein hat", erklärte er.

Mit Blick auf die derzeitige Versorgungssicherheit sagte Müller: Nach allem was man höre, könne man schließen, dass es so schlecht nicht aussehe. So ist etwa der Gasmarkt laut Vertriebsvorstand Ralf Klöpfer derzeit "ausreichend liquide".

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Zudem sehen die Mannheimer Gas-Einsparungen bei ihren Kunden in Höhe von rund 30 Prozent, wie Unternehmenschef Müller erklärte – sowohl bei den privaten als auch bei der Industrie. "Man sieht schon, dass sich Deutschland anstrengt, Gas einzusparen." Auch der Stromverbrauch liegt demnach etwas niedriger.

Mit Spannung erwartet das Management der MVV die endgültigen Beschlüsse der Politik zu den Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme, die in den kommenden Tagen fallen sollen. "Die damit verbundenen Entlastungen werden wir zeitgerecht umsetzen – auch wenn uns das vor zusätzliche Herausforderungen stellt", so Müller. Auch Vertriebschef Klöpfer hält die Umsetzung in dieser kurze Zeitspanne für sehr ambitioniert.

Die geplanten Erlösabschöpfung will Müller ausdrücklich nicht kritisch bewerten. Aus Budgetsicht sei es nachvollziehbar, dass Stromerzeuger sich "solidarisch an der Entlastung von Verbrauchern und Industrie beteiligen". Allerdings sei eine solche Abschöpfung ein Eingriff in Marktregeln, dürfe nicht rückwirkend erfolgen und müsse ein Enddatum haben.

Immer wieder appellierte der MVV-Chef: Es müsse nun das kurzfristig Notwendige getan werden, ohne jedoch das langfristig Notwendige aus den Augen zu verlieren: eine Energiewende, die auch dazu beiträgt, einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. So fühlt sich die MVV bestärkt, ihr "Mannheimer Modell" weiter voran zu treiben – mit Wärmewende, Stromwende und grünen Kundenlösungen. Bis 2040 will das Energieunternehmen klimaneutral sein. "Nicht aus ideologischen Gründen", wie Müller sagte, "sondern weil es uns robuster macht." Diese Robustheit stimme ihn zuversichtlich, auch diese aktuell bewegten Zeiten gut meistern zu können.

Mit der Prognose für das Geschäftsjahr 2023 bleibt die MVV angesichts der Unsicherheiten an den Märkten und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorsichtig. Insgesamt ist das Unternehmen aber zuversichtlich, sein operatives Ergebnis – ohne Veräußerungsgewinne – auf dem Niveau des abgelaufenen Geschäftsjahres halten zu können.

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