Ludwigshafen

BASF wappnet sich mit Niedrigwasserschiffen gegen "trockenen" Rhein

Der zunehmend sinkende Pegel des Flusses droht laut Ökonomen auch 2023 teuer zu werden. Die BASF geht noch nicht von Auswirkungen auf die Produktion aus.

22.06.2023 UPDATE: 22.06.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Das neue Niedrigwasserschiff des Chemiekonzerns BASF. Foto: BASF SE

Von Barbara Klauß

Ludwigshafen. Der Rhein ist Deutschlands wichtigster Schifffahrtsweg für Rohstoffe wie Getreide, Chemikalien, Mineralien, Kohle und Ölprodukte. Auch der Chemiekonzern BASF transportiert 40 Prozent der Güter am Stammsitz in Ludwigshafen über den Fluss und nutzt das Rheinwasser zudem zur Kühlung.

Der Hitzesommer 2018 mit extrem niedrigen Wasserständen kostete das weltgrößte Chemieunternehmen Millionen. Nach dieser Erfahrung hat sich die BASF mit speziellen Niedrigwasserschiffen gewappnet. Ende Mai hat der Konzern in Ludwigshafen ein solches Tankschiff, die "Stolt Ludwigshafen", getauft. Seit Ende April ist es im Einsatz – unabhängig vom Niedrigwasser, wie eine Unternehmenssprecherin erklärte.

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"Beim Blick auf die Pegelstände gehen wir derzeit nicht von Auswirkungen auf unsere Produktion aus", fügte sie auf RNZ-Anfrage hinzu. Allerdings beobachte man die Situation anhand eines digitalen Frühwarnsystems und werde bei Bedarf entsprechend handeln.

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Ökonomen warnen allerdings jetzt schon, dass das Niedrigwasser des Rhein die Erholung der heimischen Wirtschaft von der Rezession erschweren könnte. Der Pegel an der wichtigen Engstelle Kaub bei Koblenz lag am Mittwoch nur noch bei 128 Zentimetern, im Mai waren es laut Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes 350 Zentimeter gewesen.

Wasserstände unter 135 Zentimetern bedeuten, dass große Containerschiffe gezwungen sind, ihre Ladung deutlich zu reduzieren. Müsse die Fracht auf mehrere Schiffe verteilt werden, mache das den Transport teurer, erklärte Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research der Nachrichtenagentur Reuters.

Die erwartete Entspannung bei der Inflation könnte dadurch etwas gebremst werden. "Sollten die Pegelstände im Jahresverlauf ähnlich niedrig ausfallen wie 2018 oder 2022, würde das die Konjunkturerholung beeinträchtigen", so Schattenberg. "Das wäre Gegenwind für die erwartete Erholung nach der technischen Rezession."

Die Binnenschifffahrt hat im vergangenen Jahr auch wegen der Beeinträchtigung durch das Niedrigwasser auf dem Rhein so wenig transportiert wie noch nie seit der Wiedervereinigung. 182 Millionen Tonnen an Gütern wurden auf den Wasserstraßen befördert – 6,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt ermittelte.

Auch jetzt sinkt der Wasserstand wieder. Zwar ist er aktuell noch nicht so niedrig wie im Sommer 2018 oder 2022 – doch wurden die Folgen der Wasserknappheit im vergangenen Jahr erst im August zum Problem. Jetzt steht der Sommer – womöglich mit langen Trockenphasen – erst noch bevor.

Der Chemiekonzern BASF jedenfalls hat nach 2018 vorgesorgt – obwohl der damalige Sommer der Sprecherin zufolge "sicherlich eine Ausnahme in Bezug auf Hitze und Trockenheit war". Doch bereite man sich "auf die Möglichkeit vor, dass solche extremen Wetterereignisse in Zukunft häufiger auftreten werden", fügte sie hinzu.

Zu den entsprechenden Resilienzmaßnahmen, um den Standort Ludwigshafen widerstandsfähiger gegen Niedrigwasserereignisse zu machen, zählt neben dem Niedrigwasserschiff demnach ein digitales Frühwarnsystem für Niedrigwasser mit einer Vorwarnzeit von bis zu sechs Wochen.

Zudem habe man die Anzahl der für BASF exklusiv im Charter fahrenden Niedrigwasser-geeigneten Schiffe gegenüber 2018 mehr als verdoppelt, sagte sie. "Wir setzen außerdem verstärkt auf alternative Verkehrsträger, insbesondere auf die Bahn, und haben wichtige Ladestellen entsprechend ausgebaut, um intermodal flexibel zu sein", erklärte sie.

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