Hier werden "Produkte der Menschlichkeit" hergestellt
Schaumaplast produziert Transportkästen für Organe – Alfra hängt die chinesische Konkurrenz ab

Bernhard Hauck, Geschäftsführer der Schaumaplast GmbH, mit einer Transportbox - gerade beim Thema Wärmeisolation gibt es hohe Anforderungen an die Boxen. Fotos: Manfred Rinderspacher
Von Harald Berlinghof
Reilingen/Hockenheim. Sie verkaufen seit über einem halben Jahrhundert erfolgreich bis zu 98 Prozent Luft. Das Reilinger mittelständische Unternehmen Schaumaplast GmbH Co KG produziert Partikelschäume. In der einfachsten Variante nennt man solche Schäume umgangssprachlich nach einem Markennamen der BASF: Styropor. 1951 wurde das "Expandierte PolyStyrol" (EPS) dort erfunden.
Bis heute ist es das gebräuchlichste technische Dämmmaterial in vielen Bereichen vom Hausbau bis zur Picknick-Kühltasche. Die Reilinger Firma stand neben der Hockenheimer Alfra GmbH auf dem Besuchsprogramm der diesjährigen IHK-Pressefahrt.
In Reilingen, dem Hauptstandort der Firma Schaumaplast entstehen aus festen Kunststoff-Körnungen, die mit Wasserdampf aufgepoppt werden, aber auch "Produkte der Menschlichkeit", wie es Bernhard Hauck, Geschäftsführer des Unternehmens, formuliert. Dazu gehören die Transportkästen für menschliche Organe, die zu den jeweiligen Transplantationszentren gebracht werden müssen.
Und dabei dürfen die Organe nicht durch steigende Temperaturen geschädigt werden. Lange Zeit gab es keine Vorschriften für den Organtransport, so Hauck, doch inzwischen ist das durch die Deutsche Stiftung für Organtransplantation anders geworden. Sie schreibt vor, dass - neben vielen anderen Parametern - die Temperatur des Organs bei vier Grad Celsius liegen muss - nicht darunter und nicht darüber.
Das wird mit den Transportbehältern von Schaumaplast garantiert. Auch darf in den Organtransportbehältern nicht mehr als 20 Prozent Recyclingmaterial enthalten sein.
Nicht ganz so streng sind die Auflagen bei Transport-Pharmazie-Boxen, mit denen Medikamente und Wirkstoffe über weite Strecken transportiert werden. Hier darf die Innentemperatur zwischen zwei und acht Grad Celsius schwanken.
Das muss allerdings auch unter schwierigsten Bedingungen über fünf Tage hinweg gewährleistet werden. Auch wenn die Transportbox auf einem afrikanischen Rollfeld in sengender Sonne steht oder wenn sie im kalten Gepäckraum eines Transportflugzeuges transportiert wird.
Begonnen hatte die Firma mit der Idee von vier Freunden. Die Gründung erfolgte 1964 in Viernheim in einer alten Schnapsfabrik, bevor man 1971 nach Reilingen umzog. Das erste Produkt war ein Blumenkasten aus aufgeschäumtem Polystyrol.
Heute sind daraus die "Produkte der Menschlichkeit" geworden und Produkte für die Automobilindustrie, die zur Sicherheit der Fahrzeuginsassen in der Karosserie verbaut werden. Man beschäftigt in drei Ländern und an acht Standorten rund 250 Mitarbeiter, davon 73 am Standort Reilingen. Die aufgeschäumten Produkte nehmen unglaublich viel Lagerraum in Anspruch. Weil die Produkte groß, leicht und günstig sind, ist der wirtschaftliche Transportradius auf etwa 400 Kilometer begrenzt.

Magneten der Firma Alfra GmbH aus Hockenheim: Geschäftsführer Markus Döring zeigt einen Magneten zum Anheben großer Lasten.
Das zweite Unternehmen der Rundfahrt hat seinen Sitz im Hockenheimer Gewerbegebiet Talhaus. Die Alfra GmbH ist ein Hersteller von Werkzeugen und Maschinen, wobei das Spektrum von Magnetbohrmaschinen, Permanentmagneten, Lochstanzgeräten bis hin zu Entgratmaschinen reicht. In vielen Bereichen ist die Firma europäischer Marktführer, wie Markus Döring, Mitinhaber und Geschäftsführer betont.
Und man setzt bei Alfra auf das, was das Label "Made in Germany" auszeichnet - Qualität. Positionieren mit Magneten, Bohren, Stanzen, Sägen und Entgraten war schon immer die Welt der Firma, die 1913 gegründet wurde. Insbesondere in der Magnettechnik setzt man Maßstäbe. Die Magnethebegeräte verfügen über spürbar bessere Hebekräfte als die Konkurrenz. Drei-Millimeter-Bleche können beim Umlegen eines Schalters, der den Magnet aktiviert, bis zu einem Gewicht von 250 Kilogramm gehoben werden. Ohne dass elektrischer Strom fließt. Stolz demonstriert Döring beim Fabrikrundgang die Magnete.
Das chinesische Billigmodell ist fünf mal so schwer und schafft nur einen Bruchteil davon. Da steckt viel Know-how drin, in der Firma lehnt man es daher auch ab, die Unternehmensgeheimnisse in Computern aufzubewahren, die am Netz hängen. "Das ist uns zu gefährlich. Die sind in einem geschlossenen Server-System gespeichert", so Döring.