Heideldruck tritt auf der Stelle
Im laufenden Geschäftsjahr wird kein Wachstum erwartet. Zudem bricht das Geschäft mit Wallboxen ein. Der Vorstand will nun die Finanzkraft steigern und dafür "jeden Stein umdrehen".

Von Matthias Kros
Frankfurt. Die Heidelberger Druckmaschinen AG erwartet im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 (endet am 31. März) kein Wachstum – weder beim Umsatz noch beim Ergebnis. "Das neue Geschäftsjahr wird kein einfaches werden", kündigte Konzernchef Ludwin Monz am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt an. Auf das Ergebnis dürften vor allem die steigenden Kosten für Energie, Material und Personal drücken, so der Manager. Diese plane man zwar, wie schon im vergangenen Geschäftsjahr, in Form von höheren Preisen an die Kunden weiterzugeben. Die Erlöse würden dadurch dennoch nicht über das Niveau des Vorjahres hinauskommen, das bei gut 2,4 Milliarden Euro lag. Wachstumsimpulse erwartet Monz allenfalls aus China, wo es nach einer zuletzt schwächeren Entwicklung eine gewisse Aufbruchstimmung gebe.
>>>Die Sparpläne machen dem Betriebsratsvorsitzenden Sorgen<<<
Zufrieden kann die aktuelle Lage den Konzernlenker daher nicht machen. "Wir wollen mittelfristig besser werden", kündigte er an. Ein Programm, um die Finanzkraft zu steigern, sei deshalb bereits initiiert worden. Zu möglichen Maßnahmen könne er aber noch nichts sagen. "Wir stehen noch ganz am Anfang". In den kommenden Wochen werde man sich die Kostenstrukturen und Prozesse im Unternehmen ganz genau anschauen. "Wir werden dabei jeden Stein umdrehen".
Solche Ankündigungen wecken bei dem leidgeprüften Maschinenbauer unschöne Erinnerungen. Das traditionsreiche Unternehmen leidet seit Jahren unter der nachlassenden Bedeutung von Gedrucktem aufgrund der Digitalisierung von Medien und Werbung. Immer wieder hat daher der Vorstand verlustbringende Produkte eingestellt und Arbeitsplätze gestrichen. Mirko Geiger, Chef der IG Metall Heidelberg, sagte am Mittwoch aber auf Anfrage, dass man aktuell kein weiteres Sparprogramm mit Stellenabbau befürchte. Aus seiner Sicht gehe es in erster Linie darum, die Produktion effizienter zu manchen. Wenn dadurch Geld für Investitionen frei werde, begrüße man das aus Arbeitnehmersicht. Das Unternehmen müsse schließlich in der Lage sein, Trends in der Branche mitzugestalten.
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Auch Monz betonte, dass es beim dem Programm vor allem darum gehe, dass Heidelberger Druckmaschinen Investitionen künftig auch selbst finanzieren könne. Im wichtigsten Geschäftsfeld Druck, das 97 Prozent des Geschäfts im vergangenen Geschäftsjahr ausgemacht habe, wolle man führend bleiben. Wachstumsmöglichkeiten habe man im Verpackungs- und Digitaldruck ausgemacht. Auch Zukäufe schloss Monz nicht aus.
Das Geld werde aber auch benötigt, um neben dem Kerngeschäft neue Märkte zu erschließen. Welche das sein könnten, sagte Monz nicht, er sehe aber "viele Möglichkeiten". Schon seine Vorgänger hatten immer wieder auf solche neuen Wachstumsfelder gepocht, herausgekommen ist bislang aber wenig. Als einziges greifbares Beispiel gilt die Produktion von Wallboxen für Elektroautos. Nach einer längeren Phase des stürmischen Wachstums brach diese Geschäft im vergangenen Jahr allerdings regelrecht ein. Der Umsatz ging von 57 auf nur noch 21 Millionen Euro "dramatisch" zurück, wie es Monz beschrieb. Die Produktionskapazitäten im Stammwerk Wiesloch seien entsprechend zurückgefahren worden, sagte er.
Schuld seien die ausgelaufenen KfW-Förderprogramme für die Wallboxen gewesen, die Heideldruck zuvor eine Sonderkonjunktur beschert hätten. Seither sind die Preise für die Ladestationen deutlich gesunken, gleichzeitig kamen zahlreiche neue Wettbewerber auf den Markt. Monz zeigte sich am Mittwoch dennoch zuversichtlich: "Wir glauben weiter an die Elektromobilität", betonte er und verwies auf die Pläne der EU, ab 2035 nur noch auf E-Autos zu setzen. Damit müsse ein Wachstum der Ladetechnik einhergehen. Man werde daher das Geschäft mit den Wallboxen in Europa weiter ausbauen und mit einem eigenen Vertrieb in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien starten, so Monz.
Heideldruck hatte das Geschäft mit den Wallboxen bereits in eine eigene Gesellschaft namens "Amperfied" ausgelagert, zeitweise wurde sogar mit einem Börsengang geliebäugelt. Dieser ist aber in weite Ferne gerückt. Obwohl der Aktienmarkt von einem Rekord zum anderen eilt, sei das "nicht realistisch", so Monz mit Verweis auf die "ungünstigen Rahmenbedingungen". Man sei aber offen für Partner.
An der Börse wurden die Neuigkeiten am Mittwoch wenig begeistert aufgenommen. Die Aktien der Heidelberger Druckmaschinen AG, Mitglied im Kleinwerteindex SDax, standen den ganz Tag über unter Druck und rutschen bis zu neun Prozent ins Minus. Analyst Florian Sager vom Analysehaus Stifel zeigte sich in einer ersten Stellungnahme zwar mit dem avisierten Jahresumsatz zufrieden. Etwas unter den Erwartungen liege aber das Margenziel.
Update: Mittwoch, 14. Juni 2023, 20.30 Uhr
Umsatz und Ergebnis 2023/24 auf Vorjahresniveau
Heidelberg. (dpa) Der Maschinenbauer Heidelberger Druck zeigt sich wegen des anhaltenden Kostendrucks vorsichtig für das neue Geschäftsjahr (bis Ende März 2024). Umsatz und bereinigte Marge (Ebitda-Marge) sollen auf dem Niveau des Vorjahres verharren, wie der SDax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Damit rechnet das Unternehmen mit einem Erlös von etwa 2,435 Milliarden. Der bereinigte Gewinn im laufenden Geschäft werde 7,2 Prozent davon betragen.
"Das neue Geschäftsjahr wird kein einfaches werden", sagte Unternehmenschef Ludwin Monz. Die angepeilte Marge sei ein stabiler Wert, wenngleich sie immer noch auf einem niedrigen Niveau liege, sagte Monz. "Wir wollen das Niveau steigern, mittelfristig besser werden"
Das neue Geschäftsjahr 2023/2024 werde weiter von außergewöhnlich herausfordernden Rahmenbedingungen wie steigenden Kosten bei Material, Energie und Personal geprägt sein, teilte der Konzern mit. Das Unternehmen beabsichtige, diese Belastungen weiter durch höhere Verkaufspreise zu kompensieren. Die bereits bekannten vorläufigen Geschäftszahlen für das Ende März abgelaufene vergangene Geschäftsjahr bestätigte das Management weitgehend.
In seinem wichtigsten Betätigungsfeld Druck, das 97 Prozent des Geschäfts im vergangenen Geschäftsjahr ausgemacht habe, will der Konzern nach eigener Darstellung Technologieführer bleiben. Dabei habe das Management Wachstumsmöglichkeiten im Verpackungs- und Digitaldruck ausgemacht. Auch Zukäufe schloss Monz nicht aus.
Zuversichtlich zeigte sich Monz auch für die neueren Geschäftsbereiche. "Wir glauben weiter an die Elektromobilität", betonte der Manager. Das Unternehmen sei zwar im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich rückläufig in dem Geschäft mit Wandladestationen für Elektrofahrzeuge gewesen. Allerdings sei die KfW-Förderung für die Wallboxen ausgelaufen, zudem habe es Lieferschwierigkeiten bei den Elektrofahrzeugen gegeben. Die Elektromobilität bleibe aber ein Zukunftsmarkt.