Bilfinger Mannheim

"Wir müssen etwas langweiliger werden"

Bilfinger befindet sich auf dem Weg zur Normalität - Solide Zahlen erfreuen die Börse - 2019 soll die schwarze Null stehen

14.02.2019 UPDATE: 15.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Der Vorstand: Personaldirektor Wolfgang Bernhardt, Vorstands-Chef Tom Blades, Finanz-Chefin Christina Johansson und der für das operative Geschäft zuständige Duncan Hall (v.l.). Foto: Rinderspacher

Von Daniel Bernock

Mannheim. "Die Strategie geht auf", Bilfinger-Chef Tom Blades zeigte sich gestern zufrieden mit der Bilanz für 2018. "Es war ein gelungenes Jahr." Unterm Strich stand zwar noch ein Verlust in Höhe von 24 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahresminus in Höhe von 89 Millionen Euro war dies jedoch eine deutliche Verbesserung. Zudem: Bereinigt um Sondereffekte und die verkauften Unternehmenstöchter machte das Unternehmen einen Gewinn in Höhe von 36 Millionen Euro. "Wir haben geliefert", so Blades. Das sah gestern auch die Börse so. Die Aktie ging mit einem kräftigen Plus in Höhe von sieben Prozent aus dem Handel.

Im laufenden Jahr will der Mannheimer Konzern den "Schwung" aus dem guten vierten Quartal 2018 mitnehmen. Die neue Finanz-Chefin Christina Johansson, die seit Dezember bei dem im SDax notierten Unternehmen tätig ist, versprach gestern eine schwarze Null - mindestens. Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) will das Unternehmen mindestens 100 Millionen Euro verdienen, 2018 waren es 65 Millionen Euro. Der Umsatz soll weiter im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. "Sie kennen uns, wir sind vorsichtig", kommentierte Bilfinger-Chef Blades die Prognose. Wachstum spürt Bilfinger unter anderem beim Bau von Industrieanlagen für die Pharmaindustrie, bei der Produktion und dem Einbau von Scrubbern - einer Art Katalysator für Schiffe -, sowie im Bereich Kernenergie, etwa in Großbritannien.

Hintergrund

Die wichtigsten Kennzahlen der Bilfinger SE für das Jahr 2018:

Umsatz: 4,15 Mrd € (+3%)

Auftragseingang: 4,46 Mrd € (+10%)

Auftragsbestand: 2,8 Mrd € (+11%)

Konzernergebnis: -24

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Die wichtigsten Kennzahlen der Bilfinger SE für das Jahr 2018:

Umsatz: 4,15 Mrd € (+3%)

Auftragseingang: 4,46 Mrd € (+10%)

Auftragsbestand: 2,8 Mrd € (+11%)

Konzernergebnis: -24 Mio €

(Vorjahr: -89 Mio €)

Mitarbeiter: 35.905.( Vorjahr: 35.644 )

davon in Mannheim: 235

(rnz.)

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Die Schweizerin Johansson betonte, es sei gerade für den Kapitalmarkt wichtig, dass das Unternehmen in Zukunft die Prognosen einhalte. "Wir müssen etwas langweiliger werden", so die Finanz-Chefin. Gerade in der Vergangenheit habe Bilfinger zu häufig etwas versprochen und am Ende nicht geliefert.

Die Sondereffekte, die in den vergangenen Jahren immer wieder den Gewinn belastet hatten, sollen im laufenden Jahr weiter sinken und ab 2020 dann kaum noch vorhanden sein. 2018 lagen diese bei 72 Millionen Euro, nach 121 Millionen Euro im Vorjahr. Darin enthalten sind Kosten für den Verkauf von Unternehmenseinheiten, für den Aufbau eines Compliance-Systems zur sauberen Unternehmensführung sowie Restrukturierungsprogramme. Da Bilfinger seit Ende 2018 nicht mehr unter der Aufsicht des amerikanischen Justizministeriums steht, dürften sich die Kosten für das Compliance-Programm deutlich reduzieren. Mittlerweile hat Bilfinger fast alle Unternehmen verkauft, die als nicht profitabel genug oder nicht zur Strategie passend identifiziert wurden. Nur noch vier Einheiten seien auf der Liste, sie sollen dieses Jahr veräußert werden.

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Obwohl das Unternehmen unterm Strich noch einen Verlust macht, sollen die Aktionäre einen Euro Dividende pro Aktie erhalten. Damit, so Blades, wolle Bilfinger den Aktionären etwas zurückgeben. In den vergangenen Jahren hatten diese sehr gelitten: Lag der Aktienkurs Anfang 2014 noch bei fast 90 Euro, kostet eine Aktie heute etwas über 30 Euro.

Um die gesteckten Ziele zu erreichen, will Bilfinger weiter an der Effizienz arbeiten. So sollen kleinere operative Einheiten zusammengefasst werden, das hilft zum Beispiel beim Thema Einkauf. Teure Managementpositionen werden so ebenfalls reduziert. Im Vergleich zu 2016, als Bilfinger noch aus 279 Gesellschaften bestand, ist die Zahl bereits auf 168 reduziert worden. Auch in den Führungsebenen schaue das Unternehmen nach Verbesserungsmöglichkeiten. So seien von den 200 Top-Führungskräften 70 ausgetauscht worden.

Dass Bilfinger viele neue Gesichter hat, zeigte sich auch gestern bei der Vorstellung der Bilanz. Neben der Schweizerin Johansson nahm auch Duncan Hall zum ersten Mal in seiner Position als Bilfinger-Vorstand teil. Der Brite ist als sogenannter Chief Operating Officer (COO) für die Umsetzung der Projekte zuständig. Denn, wie er selbst betonte, Aufträge zu bekommen sei die eine Sache - sie erfolgreich abzuschließen die andere, mindestens genauso wichtige Aufgabe. Gerade hier hatte Bilfinger in der Vergangenheit immer wieder Probleme. Mit Hall im Vorstand sollen die Margen nun wieder anziehen.

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