Landesvorstand tritt aus Protest zurück
Elf von zwölf Vorstandsmitgliedern ziehen sich zurück. Eine Reaktion auf die Wahl des Ökonomen Max Otte zum Bundesvorsitzenden.

Stuttgart. (dpa) Der Landesvorstand der konservativen Werte-Union in Baden-Württemberg ist aus Protest gegen die Wahl des Ökonomen Max Otte zum neuen Bundesvorsitzenden fast geschlossen zurückgetreten. Elf von zwölf Vorstandsmitgliedern hätten dem Bundesvorstand ihren Rückzug zum kommenden Freitag angekündigt, sagte der stellvertretende Landeschef Oliver Kämpf am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
In dem Schreiben an den Bundesvorstand heißt es: "Die Ziele der Werte-Union werden mit dem aktuellen Bundesvorstand nicht mehr erreicht." Hintergrund sei eine "Annäherung an völkische und nationalistische Themen". Das laufe dem wertkonservativen und wirtschaftsliberalen Kurs der Landesvorstandsmitglieder zuwider.
Die Werte-Union sieht sich als Vertretung der konservativen Strömung in der Union, ist aber keine offizielle Parteigliederung. Otte war Ende Mai im Amt des Vorsitzenden der Werte-Union auf den Heidelberger Alexander Mitsch gefolgt, der vorher seinen Rückzug angekündigt hatte.
Innerhalb der Werte-Union löste die knappe Wahl Ottes zum neuen Vorsitzenden großen Streit aus. Nach den Worten Kämpfs löst sich die Werte-Union langsam auf, vor allem im Süden Deutschlands habe es zahlreiche Rück- und Austritte gegeben. "Die Werte-Union ist wie ein totes Pferd, von dem man absteigen muss."
Er sagte weiter, die von Mitsch gegründete Werte-Union gebe es praktisch nicht mehr. "Der Name ist zerstört." Es sei nicht hinnehmbar, dass sich die Werte-Union gegenüber anderen Gruppierungen oder Parteien öffne. Im Landesverband im Südwesten seien "sehr viele treue CDU-Mitglieder", die Einfluss auf den Kurs der Partei nehmen wollten, was über die Werte-Union aber nicht mehr gehe. Wenn Otte behaupte, die CDU sei nicht mehr demokratisch, sei das nicht akzeptabel. Der Fondsmanager Otte war laut Medienberichten noch bis Januar 2021 Kuratoriumsvorsitzender der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.
Auch die beiden Landesvorsitzenden Fabian Bail und Jörn Döring träten zurück - allein das Vorstandsmitglied Marc Ehret habe den Brief nicht unterzeichnet, erklärte Kämpf. Der Landesverband habe etwa 600 Mitglieder, bundesweit seien es etwa 3700.



