Zukunft des Wollhauses bleibt weiter ungewiss
Ein Umbau- und Sanierungsentwurf eines jungen Architekten regt die Diskussion wieder an - VHS und Agenda 21 luden zur Diskussion

Architekt Felix Krummlauf hat neue Ideen zur Zukunft des Wollhaus-Zentrums präsentiert. Visualisierung: Felix Krummlauf
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Das Wollhaus-Zentrum steht und steht und steht - und nichts scheint sich zu rühren. Umso mehr wird es Projektionsfläche für Bürgerfrust, genauso wie es andererseits die Fantasie von Stadträten, Bürgen und vor allem Architekten beflügelt. Die Volkshochschule und die Lokale Agenda 21 gaben nun dem jungen Heilbronner Architekten Felix Krummlauf ausgiebig Gelegenheit, seine Vorstellungen zur Zukunft des Wollhaus-Zentrums zu erläutern. Er hatte sich im Rahmen seiner Masterarbeit intensiv damit beschäftigt, was man daraus machen kann.
In der Kernfragen dazu, Abriss oder Sanierung beziehungsweise Umbau, setzt er auf letzteres. Die sehr gut besuchte Veranstaltung zeigte überdies: Das Thema Wollhaus stößt auf großes Interesse bei den Bürgern, es lässt sich nicht unterm Deckel halten, wie es die Verwaltung und allen voran OB Harry Mergel gerne hätte. Da zeigten VHS und Agenda Mut.
Bei genauer Betrachtung des Entwurfs von Krummlauf bleibt vom heutigen Wollhaus-Zenturm nicht viel übrig außer der Zweigliedrigkeit mit Turm und Quader. Ein neues Verkehrskonzept soll den künftigen Verkehr beruhigen, der Turm soll erheblich aufgestockt werden um als Landmarke einen optischen Schlusspunkt zur Allee zu setzen und zusätzlichen Wohnraum bieten. Der Quader wird fast vollständig entkernt, erhält Licht und Luft, unter anderem durch ein Atrium, und im Erdgeschoss eine Markthalle plus weitere eher kleinteilige Handelsflächen.
Das ist genau der Stoff, aus dem die Träume sind, mit dem man der Forderung nach der Abrissbirne entgegentreten und dem so oft geäußerten Wunsch nach Nachhaltigkeit entsprechen kann. Durchgerechnet hat Felix Krummlauf das Projekt nicht, dafür gibt es auch noch keinen Anlass, da das Projekt eine reine, private Studienarbeit an der Universität war.
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Hintergrund
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Das Wollhaus-Zentrum ist 44 Jahre alt, es war einst Stolz der Stadt, die (sie ist nur zu einem geringen Anteil Eigentümerin) es der Strabag, so heißt es, noch 2015 für 18,5 Millionen verkaufen wollte. Strabag und ECE wollten aber nur 13
Hintergrund
Das Wollhaus-Zentrum ist 44 Jahre alt, es war einst Stolz der Stadt, die (sie ist nur zu einem geringen Anteil Eigentümerin) es der Strabag, so heißt es, noch 2015 für 18,5 Millionen verkaufen wollte. Strabag und ECE wollten aber nur 13 Millionen riskieren und zogen sich zurück. Noch komplizierter wurde die juristische Sachlage, als dann die speziell für ihren Heilbronner Immobilienbesitz gegründete GmbH der Frankfurter "Lisker & Lisker & Weiß GmbH" Insolvenz anmeldete und die Stadt einen Prozess vor dem Verwaltungsgericht Mannheim verlor: Sie hatte die Sanierungssatzung rechtswidrig erlassen. Zur VHS/Agenda-Veranstaltung gebeten waren Vertreter aller Heilbronner Gemeinderatsfraktionen. Dass die AfD ausgerechnet Michael Seher schickte, gegen den aktuell noch staatsanwaltliche Ermittlungen wegen Volksverhetzung laufen, hatte im Vorfeld für viel Unbehagen und große Unruhe gesorgt. Die Bemühungen, ihn loszuwerden, waren schlussendlich erfolgreich. Am Morgen der Veranstaltung wurde er "krank gemeldet", die AfD vertrat nun ihr Fraktionsvorsitzender Raphael Benner. (bfk)
Zur anschließenden Diskussion waren Stadträte aller Fraktionen eingeladen, es wurde dann eher eine Fragerunde, moderiert von Bärbel Kistner. Divergierende, skeptische wie auch wohlwollenden Stimmen hielten sich dabei in etwa die Waage. Thomas Randecker (CDU) brachte es auf den Punkt und formulierte, was auch andere so sahen: Man müsse sehen, was realisierbar und zeitgemäß ist, und man brauche Investoren mit Mut und Geld. Keine neue Erkenntnis, aber eben der Knackpunkt, was schon die Rückbetrachtung der verflossenen und "verschossenen" Jahre lehrt.
So kritisierte dann auch Wolf Theilacker (Grüne) die endlose Geschichte, in der der Ausstieg der ursprünglichen Investoren Strabag und ECE (unter anderem Betreiber der Stadtgalerie) vor vier Jahren das Projekt de facto auf null zurückfallen ließ. Gottfried Friz (FDP) erinnerte im Blick auf den Einzelhandel an einen Frequenzverlust der Innenstadt von 25 Prozent in den letzten Jahren, Herbert Burkhardt (Freie Wähler) hält deshalb ein Marktgutachten für erforderlich. Die von Theilacker gelobte "liebevolle Annäherung" des Architekten an das Wollhauszentrum gefiel auch Konrad Wanner (Die Linke). Er merkte an, dass künftig wieder mehr Menschen in der Innenstadt wohnen werden, und begrüßte die Idee, dass sie das auch im Wollhausturm tun könnten, wo unter anderem mit gemeinsamen Dachgärten Qualität geschaffen werde.
Seine Anregung, die Stadtsiedlung solle für die Stadt das Wollhauszentrum "vorübergehen" kaufen und das Projekt übernehmen, brachte dagegen einige seiner Stadtratskollegen eher zum Stöhnen. Und wohl auch OB Mergel, hätte er es gehört: Dessen Vorbehalte gegenüber einer öffentlichen Diskussion sind vor allem in der Furcht begründet, diese könnten die Braut noch teurer machen. Deshalb war, obwohl eingeladen, wohl auch kein Vertreter der Verwaltung vor Ort.
Inzwischen wurde, wie die RNZ erfuhr, ein weiteres großes Anteilspaket an der Immobilie verkauft: vom dänischen Anwalt Tommy Paulsen, beziehungsweise von denen, die er vertritt. Der neue Eigner aus Berlin lässt auch nicht hoffen. Auch da zeigt sich, dass die Einschätzung der Stadträte, dass das Gesetz des Handelns bei den Investoren liegt, wohl zutrifft, und es Aufgabe und Chance der Stadt ist, Investoren zu suchen. An der Gerüchtebörse wird ein Heilbronner Name dazu zur Zeit heftig gehandelt. So etwas geschieht nicht auf dem offenen Markt, aber etwas mehr Transparenz und Information dazu würde die derzeit ins Kraut schießende Spekulationen wohl eindämmen.
Info: Details zum Konzept unter www.fkrummlauf.de