Die Sicherheitslage am Heilbronner Marktplatz wird unterschiedlich bewertet. Foto: bfk
Heilbronn. (lsw/bfk) Nach einer Messerattacke auf drei Flüchtlinge vor der Kilianskirche in Heilbronn haben Polizei und Staatsanwaltschaft erste Hinweise auf das mögliche Motiv des 70 Jahre alten mutmaßlichen Täters genannt: "Derzeit ist davon auszugehen, dass der Verdächtige ein Zeichen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik setzen wollte", hieß es am gestrigen Montag in einer Mitteilung von beiden Behörden.
Noch sei der Mann mit russischer und deutscher Staatsbürgerschaft nicht vernommen worden. Lediglich eine erste Befragung habe es gegeben, so ein Polizeisprecher. Für die Ermittler hätten sich daraus aber Hinweise auf das Motiv ergeben. Ersten Ermittlungen zufolge, hatte der wohl alkoholisierte Senior aus Heilbronn ohne Vorwarnung ein Messer gezogen und auf die Männer eingestochen. Die Polizei korrigierte gestern ihre Angaben. Demnach wurde ein 17 Jahre alter Afghane bei dem Angriff schwer verletzt. Einen 25-jährigen Iraker und einen 19-jährigen Syrer verletzte der Angreifer leicht. Zuvor hieß es, der Iraker sei schwer verletzt worden, die anderen beiden nur leicht.Bei der Vernehmung etlicher Zeugen müssten Dolmetscher helfen, weshalb das Ergebnis der Vernehmungen "erst in einiger Zeit vorliegen wird", hieß es weiter. Auch wer die Passanten waren, die den Tatverdächtigen überwältigt haben, konnte die Polizei noch nicht sagen.
Indessen schwelt der Streit um die Sicherheitslage rund um Marktplatz und Kilianskirche weiter. Dies seien beliebte Treffpunkte von jungen Flüchtlingen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Unions-Fraktionschef im Gemeinderat, Alexander Throm, warf der Stadtverwaltung im Gespräch mit der RNZ "Schönrederei" vor. Die Verwaltungsspitze um Oberbürgermeister Harry Mergel habe nicht wahrgenommen, was sich unter ihren Augen abspiele. Schon im Bundestagswahlkampf habe er zahlreiche Klagen der Bevölkerung gehört, so Throm. Er wolle die Tat aber weder verteidigen, noch entschuldigen. Auf Antrag seiner Fraktion hatte der Verwaltungsausschuss erst kürzlich das Thema erörtert. Ängste und Beschwerden seien nicht gerechtfertigt, hatte Heilbronns Kripo-Chef Thomas Schöllhammer in der Sitzung entgegnet.
Etwa 1000 Geflüchtete leben in der Stadt. Rund 230 von ihnen haben eine geringe Bleibeperspektive, bei 500 ist das Asylverfahren noch nicht abgeschlossen. 89 sind Unbegleitete Minderjährige. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund liegt in Heilbronn bei etwa 50 Prozent. Nach Auskunft der städtischen Pressestelle sind unter den rund 16.300 Aussiedlern circa 3200 Russland-Deutsche. Rund 400 von ihnen hatten Anfang Februar am Kiliansplatz gegen die Asyl- und Flüchtlingspolitik der Bundesregierung demonstriert - friedlich. Die Stadt verwies derweil auf ihre Erfolge in der Integrationsarbeit.