Der Nutzen der Bundesgartenschau für Heilbronn lässt sich auch, aber nicht nur in Zahlen ausdrücken, was schon das neue Stadtquartier „Neckarbogen“ zeigt. Foto: Armin Guzy
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Einige Male wurde in der ersten Sitzung des Heilbronner Gemeinderates nach einer langen Sommerpause durchaus kontrovers diskutiert, ja auch lebhaft gestritten, doch bei einem Tagesordnungspunkt herrschte große Einheit: Die Bundesgartenschau 2019 hat Stadtgeschichte geschrieben; sie war ein Erfolg nach innen und außen, sie hat Heilbronn Zugewinn an Lebensqualität, Identitäts-Stolz und positiver Wahrnehmung in ganz Deutschland gebracht. Das war nicht nur so dahingeredet, das lässt sich auch faktenbasiert belegen.
Angesichts dessen konnte und wollte sich auch niemand mehr über ein paar Unebenheiten in der Abrechnung wirklich aufregen, zumal das Defizit nur fünf Millionen Euro höher liegt als die bereits zuvor kalkulierten zehn Millionen Euro. Die fünf Millionen wurden vor der Eröffnung noch benötigt und als "Kassenkredit" bewilligt. Sie sind längst über Rückstellungen gedeckt. Die Gesamtabrechnung ist ein filigranes Zahlenwerk, erst dann endgültig abgeschlossen, wenn die Buga GmbH liquidiert sein wird. Neben einer Handvoll Mitarbeiter steht ihr (als 25-Prozent-Job) immer noch Hanspeter Faas vor.
FDP-Fraktionschef Nico Weinmann fasste das so zusammen: "Die Gegenüberstellung der planerischen und finanziellen Vorgaben der Leitentscheidung 2012 und der tatsächlichen Projektumsetzung ein Jahr nach dem Event zeigen den dynamischen Umsetzungsprozess der letzten Jahre auf sich fortwährend ändernde Rahmenbedingungen und die eigenen Ansprüche. Sie zeigt aber auch, dass die finanzielle Planbarkeit solcher Großveranstaltungen bereits durch kleine Veränderungen an einer Stelle nicht unerhebliche Auswirkungen an anderer Stelle haben kann, wie das Beispiel der Verkehrung der Tageskarten zu Dauerkarten eindrucksvoll belegt."
Tatsächlich waren ausgerechnet die Dauerkarten "schuld" an der Finanzierungsdelle: Mit gut 20.000 hatte man gerechnet, 93.000 sind es geworden. Was einerseits als Gewinn zu verbuchen ist, nämlich als ein Zeichen der hohen Identifizierung und Beliebtheit der Buga, bedeutet andererseits einen Verlust: Dauerkarten sind eben "billiger" als Tageskarten.
Ein weiterer Aspekt ist im Endergebnis erfreulich: Nicht nur wegen der nachträglich beschlossenen Ermäßigung für junge Besucher kamen zur Buga 2019 weitaus mehr junge Menschen als sonst zu Gartenschauen. Faas hob das auch für ihn überraschende große deutschlandweite Medienecho hervor. Richtig enttäuscht war er, eben ob der "jungen" Gartenschau, dass nur 3500 Busse kamen.
Das Resümee von OB Harry Mergel lautet so: "Die besondere Kombination einer Gartenschau und einer Stadtausstellung fand bei den Besuchern großen Anklang. Statt der geplanten 2,2 Millionen kamen mehr als 2,3 Millionen Besucher. Damit war diese Gartenschau eine der erfolgreichsten der vergangenen Jahre." An einem Tag mit 50.000 Besuchern musste die Buga sogar geschlossen werden.
Rund 500 Millionen Euro sind alles in allem bewegt worden, und die erstmals gewagte Zusammenführung einer Gartenschau mit einer Stadtausstellung hat sich gelohnt. Dem ersten Bauabschnitt des Stadtteils Neckarbogen mit 22 Häusern, darunter das höchste Holzhaus Deutschlands, folgt demnächst der zweite. Schon damals war den Investoren einiges abverlangt worden an Qualität, aber auch an neuen Wohnformen. Und auch beim zweiten Abschnitt wird die Vergabe nach Qualität und nicht nach Qualität erfolgen.
Wer schon dort wohnt oder zu den dann 3500 neuen Bewohnern zählen wird, tut dies in einem beneidenswerten Umfeld. Geblieben sind von der Buga nicht nur, wie üblich, "ein Park", so sagt es Faas, sondern eine Vielzahl von Freizeiteinrichtungen, einschließlich zweier Seen, einem neuen Zugang und damit einem neuen Erleben des Neckars; außerdem der Neckaruferpark, der Campus-Park, eine neue Jugendherberge und, was Seltenheitswert hat: Eine Bundesstraße, auf der zuvor 30.000 Autos täglich fuhren, wurde so zurückgebaut, dass nichts mehr von ihr übrig blieb. Das sind Werte, die sich nicht ihn Zahlen ausdrücken lassen.
Barbara Brakenhoff, zur Zeit Projektleiterin des Sindelfinger IBA-Projekts, hat in Heilbronn entscheidend an Planung und Umsetzung des neuen Stadtquartiers mitgewirkt. Sie bringt es so auf den Punkt: "Die Stadt Heilbronn hat mit dem Neckarbogen eine goldene Hand bewiesen, sie hat den richtigen Beratern geglaubt, die richtigen Entscheidungen getroffen, eine hochkompetente überregionale Baukommission berufen und uns, der Buga, das Vertrauen gegeben."