In 45 Fragen zur Wahrheit?
Am morgigen Mittwoch tagt der Wissenschaftsausschuss zum Heidelberger Bluttest-Skandal - Gentges und Weinmann löchern die Regierung

Von Klaus Welzel
Stuttgart/Heidelberg. Die Enttäuschung dürfte groß sein, wenn morgen der Wissenschaftsausschuss des Landtags zusammenkommt. Denn einige Abgeordnete erhoffen sich dezidierte Antworten zum Heidelberger Skandal um den Krebsbluttest. Doch die wird es nicht geben.
Hintergrund: Ursprünglich sollte die Sitzung bereits im Mai stattfinden. Schon damals galt es, insgesamt 30 Fragen der CDU-Abgeordneten Marion Gentges zu beantworten und diese Antworten dann zu diskutieren. Dann kamen noch einmal 15 Fragen des FDP-Abgeordneten Nico Weinmann hinzu.
Die Sitzung wurde auf den 3. Juli verschoben, weil das Ministerium zum einen nicht alles beantworten konnte - schließlich liegt sehr Vieles in dem Skandal um einen voreilig als "marktreif" erklärten Bluttest zur Brustkrebsfrüherkennung noch im Dunkeln. Zum anderen bestand die Hoffnung, dass die sogenannte Unabhängige Kommission bis zum morgigen Mittwoch ihren Zwischenbericht vorlegen würde. Doch dem ist nach RNZ-Informationen nicht so. Dieser Bericht wird gerade einmal fertig bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung des Klinikums am 16. Juli.
Die Abgeordneten haben also weiterhin mehr Fragen als Antworten. Deshalb ist es auch fraglich, ob der Wunsch des Heilbronners Weinmann in Erfüllung geht, der Ausschuss möge öffentlich tagen. Freilich betont der Liberale gegenüber der RNZ, man verstehe sich keinesfalls "als Chefankläger". Vielmehr gehe es seiner Fraktion um die Strukturen in Heidelberg. Weinmann ist der Meinung, dass in puncto Technologietransfer alle Ausgründungen dem höchsten Gremium vorgelegt werden mussten - dem Aufsichtsrat des Uniklinikums. In der Antwort des Wissenschaftsministeriums auf Weinmanns Antrag verweist das Ministerium lediglich auf einen Grundsatzbeschluss vom 19. Dezember 2011, der letzten Endes die Gründung der Firma TTH vorsah, die alle Ausgründungen für das Universitätsklinikum betreut.
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Jetzt, wo Vieles schiefgelaufen ist, fürchtet Weinmann "einen Reputationsverlust" für alle Forschungseinrichtungen im Land". Er hoffe zur Abwendung dieses Schadens, "dass die Ministerin (Theresia Bauer) an Transparenz interessiert ist".
Ganz ähnlich die CDU-Abgeordnete Gentges aus dem Wahlkreis Lahr. Sie moniert nämlich genau "die fehlende öffentliche Transparenz". Die bisherige Aufklärungsarbeit sei - nach allem, was bisher vorliege - "wenig zufriedenstellend". Was die CDU-Politikerin besonders stört, ist die Tatsache, dass die Firma Heiscreen, die den Bluttest vermarkten soll, nach wie vor auf ihrer Homepage vom "ersten marktfähigen Bluttest für Brustkrebs" spricht. Für Gentges eine völlig verfrühte Ankündigung - ebenso wie die Pressekonferenz auf dem Gynäkologen-Kongress in Düsseldorf am 21. Februar.
Dabei vertritt Gentges die Meinung, es sei ohnehin nicht sinnvoll, die Vermarktung von universitären Erfindungen so in private Hände zu geben, wie das bei Heiscreen geschehen sei. "Wissenschaft lebt vom Vertrauen in die Redlichkeit", betont die Juristin. Ein Geschäftsführer einer privatrechtlich handelnden Firma könne zwar die Position vertreten, dass es aus kommerziellen Gesichtspunkten gar nicht so schlecht gewesen sei, den bestenfalls halb fertigen Bluttest als "Durchbruch" anzupreisen. Gentges: "Aber ein Klinikumsvorstand muss wissenschaftlich vorgehen!" Auch ohne Zwischenbericht der Kommission: Es könnte spannend werden am Mittwoch.