Der Silberring von Trichtingen soll der Dachmarke „Keltenland Baden-Württemberg“ als Vorbild für ein überregionales Logo dienen. Der sechs Kilogramm schwere Halsreif mit Stierkopf-Enden kann im Württembergischen Landesmuseum bewundert werden. Foto: dpa
Von Jens Schmitz, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Open-Air-Erlebnisse, moderne Museen, eigenes Logo: Das reichhaltige keltische Erbe Baden-Württembergs soll zum Aushängeschild des Landes werden. Für die vergangenes Jahr beschlossene Keltenkonzeption der Landesregierung stehen die ersten Leuchtturmprojekte fest. Sie liegen alle im württembergischen Landesteil. Kelten-Fundstätten in Baden wie der Heidelberger Heiligenberg müssen sich in Sachen Förderung und Vernetzung noch gedulden.
"Wir haben unglaublich ausstrahlungsstarke Fundobjekte und sehr, sehr – ich finde: fast magische Orte", sagte Kunst-Staatssekretärin Petra Olschowski am Freitag bei der Präsentation der Planungsfortschritte. Die Konzentration der Startprojekte in Württemberg hänge damit zusammen, dass wesentliche Impulse zur Konzeption von den Standorten Heuneburg (Kreis Sigmaringen) und Heidengraben (Kreise Esslingen und Reutlingen) ausgegangen seien. Sie hätten bereits konkrete Pläne gehabt; das gelte auch für die seither hinzugekommenen Projekte. Die ebenfalls bedeutende archäologische Landschaft Badens solle im zweiten Schritt zum Zuge kommen, versprach Olschowski. Unter anderem nannte sie den Heiligenberg in Heidelberg, Fundstätten in Jestetten und Villingen-Schwenningen sowie die Region Breisgau mit Freiburg und dem Colombischlössle.
Die Heuneburg bei Herbertingen läuft inzwischen außer Konkurrenz: Als einzige bedeutende Stätte auf Landesgrund wurde sie im April vom Landesbetrieb Schlösser und Gärten übernommen. Als einer der international wichtigsten Keltenorte soll sie zur zentralen "Erlebniswelt" ausgebaut werden. Das kommunale Museum in Herbertingen soll aufgegeben und mit dem Freilichtmuseum des Landes in der angrenzenden Staatsdomäne Talhof weiterentwickelt werden.
Künftige Aushängeschilder müssen aber mehr als nur archäologisch bedeutsam sein. "Es reicht ja nicht aus, den Top-Keltenort zu haben, wenn der völlig abseits liegt", erläuterte Thomas Hoppe, Referatsleiter für vorrömische Metallzeiten am Württembergischen Landesmuseum. "Es müssen weitere Aspekte hinzukommen wie Erreichbarkeit, touristisches Potenzial und auch die Bereitschaft vor Ort, sich kommunal zu engagieren."
Über die ersten Investitionshilfen aus dem eigentlichen Konzeptionsetat dürfen sich Keltenenthusiasten in Hochdorf, am Ipf bei Bopfingen und in den drei am Heidengraben gelegenen Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben freuen. Durch die Gesamtkosten habe sich der Bund überzeugen lassen, zwei der drei Vorhaben mit insgesamt knapp drei Millionen Euro zu unterstützen, sagte Olschwoski. Die verbleibenden Kosten teilen sich das Land, Kommunen und Kreise.
Zusammengefasst unter der Dachmarke "Keltenland Baden-Württemberg" sollen kleine und große Fundorte oder Museen künftig schon durch ein neues Logo signalisieren, dass das keltische Erbe im Südwesten ein dichtes Zivilisationsnetz aus gut acht Jahrhunderten erschließt. Das Markenzeichen ist dem Silberring von Trichtingen nachempfunden, einem sechs Kilogramm schweren Halsreif, der im Württembergischen Landesmuseum verwahrt wird.
Im Kelten-Museum in Hochdorf sind Repliken aus dem nahe gelegenen frühkeltischen Prunkgrab ausgestellt. Das Land will der Gemeinde Eberdingen bei Ausbau und Modernisierung mit bis zu 500.000 Euro unter die Arme greifen. Am Heidengraben haben die Bauarbeiten für einen fünf Kilometer langen Keltenpfad begonnen; er soll mit einer neuen App ergänzt werden. Der Heidengraben, mit 17 Hektar die größte spätkeltische Befestigung Deutschlands, stellt Organisatoren wie Besucher durch seine schiere Größe vor Herausforderungen. Neben den erhaltenen Hügelgräbern soll ein Medienzentrum in Form eines weiteren Grabhügels entstehen. Zwei Millionen Euro bezahlt der Bund; das Land verdoppelt den kommunalen Anteil von 1,75 Millionen Euro.
Der kegelförmige Ipf im Ostalbkreis gilt als eindrucksvollstes Geländedenkmal im Land. Es gibt hier bereits Nachbauten keltischer Gebäude sowie in der Stadt ein Museum, die modernisiert und um ein Besucherzentrum erweitert werden sollen.