Theresia Bauer (Grüne), Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Foto: Fabian Albrecht/dpa
Von Roland Muschel, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) wertet den Ausgang des Exzellenz-Wettbewerbs als vollen Erfolg für die baden-württembergische Hochschullandschaft. "Wir sind stolz darauf, mit Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz und Tübingen vier von bundesweit elf Exzellenzuniversitäten in Baden-Württemberg zu haben. Wir sind damit so erfolgreich wie kein anderes Bundesland", sagte Bauer am Montag bei einer Pressekonferenz in Stuttgart zu den Ergebnissen der Initiative. Aber auch die Universitäten Freiburg und Stuttgart, bei denen es am Ende nicht zum prestigeträchtigen Titel gereicht hatte, würden dank ihrer Exzellenzcluster "in relevantem Umfang" profitieren.
Insgesamt werde die Spitzenforschung in Baden-Württemberg in der neuen, siebenjährigen Förderperiode mit Mitteln in einer Gesamthöhe von rund einer Milliarde Euro bedacht, sagte Bauer. Rund 350 Millionen Euro fließen demnach für die vier Exzellenzunis nach Baden-Württemberg. Die zwölf bereits vorher eingeworbenen Exzellenzcluster an Südwest-Unis, die Grundlage für eine Bewerbung um den Exzellenztitel waren, werden insgesamt mit über 500 Millionen Euro in den nächsten sieben Jahren unterstützt. Dazu kommen noch rund 150 Millionen Euro vom Land zur Fortführung von erfolgreichen Strukturen des Vorgängerprogramms, der Exzellenzinitiative II.
Bei einer positiven Evaluierung erhält allein die Universität Freiburg, die bei der Titelvergabe leer ausging, aus diesem Sondertopf des Landes in den nächsten sieben Jahren 21 Millionen Euro. Für ihre erfolgreich eingeworbenen Exzellenzcluster kann die Hochschule zudem mit rund 103 Millionen Euro rechnen. "Alle sechs Anträge waren exzellent, sonst wären sie nicht so weit gekommen", sagte Bauer mit Blick auf Freiburg und Stuttgart.
Bei den Kennzahlen zur Forschungsstärke sei Freiburg "genau genommen auf Augenhöhe mit Tübingen und Heidelberg." Grund für die "etwas skeptischere Einschätzung" der Freiburger Bewerbung durch die Wissenschaft, deren Voten einstimmig gewesen seien, sei offenbar das Konzept gewesen.
Im Falle von Heidelberg sei nicht von vorherein klar gewesen, ob der Bluttestskandal an der Uniklinik negative Auswirkungen auf die Exzellenz-Bewerbung haben könnte. Sie wisse, dass die Vorgänge ein Thema gewesen seien, sagte Bauer. Dass der Skandal den Heidelberger Ambitionen am Ende nicht geschadet habe, zeige, dass es relevant sei, ob eine Institution "beim Umgang mit Fehlern konsequent ist".
Befürchtungen, dass die Exzellenzförderung zu einem Zwei-Klassen-System an den Hochschulen führen könne, widersprach Bauer auf der Pressekonferenz entschieden. "Exzellenz-Förderung ist kein Ersatz für eine verlässliche Grundfinanzierung. Man muss auf beiden Baustellen zeigen, dass man liefert", sagte Bauer. "Die beiden Themen darf man nicht gegeneinander aufrechnen."
Bis 2020 bekommen die Hochschulen noch eine finanzielle Sicherheit. Nach Angaben Bauers soll die Grundfinanzierung durch den sogenannten Hochschulfinanzierungsvertrag gestärkt werden. "Unsere Studierenden sollen sich keine Sorgen machen, wir haben unsere gesamte Hochschullandschaft fest im Blick", sagte Bauer. Die Ministerin verhandelt derzeit hinter den Kulissen über die Fortführung Hochschulfinanzierungsvertrags.
Studierende hatten im Rahmen der Auswahl gewarnt, die Exzellenzstrategie erzeuge "ein Zwei-Klassen-System, in dem ein Großteil der Hochschulen durch Sparzwang beschränkt wird". Zudem habe der Wettbewerb "enorme Kapazitäten gebunden" und aus der Lehre abgezogen.
Allerdings dürfte von dem Exzellenzstatus nicht nur die Universität, sondern auch die Stadt und das Umland profitieren. Das legt eine Karte des Statistischen Bundesamtes nahe, die am Montag veröffentlicht wurde und in der erstmals alle deutschen Hochschulen und Forschungsinstitutionen verzeichnet sind. "Die intensive Kooperation schlägt sich auch räumlich nieder", berichteten Mitarbeiter der Studie am Montag in Wiesbaden. Die Exzellenzunis sind dafür ein Beispiel: In ihrer Umgebung liegen mehr außeruniversitäre Forschungseinrichtungen als im Umkreis einer durchschnittlichen Hochschule.