"Gott schütze Rheinland-Pfalz": So verabschiedete Vogel 1988. Foto: Wolfgang Kumm
Von Andrea Hentschel
Erfurt. Bernhard Vogel ist ein Urgestein in der politischen Landschaft. Mitte der 1960er begann seine Karriere im Stadtrat von Heidelberg. Später gelang ihm nicht nur als bislang einzigem Politiker das Novum, nacheinander in zwei Bundesländern an der Regierungsspitze gestanden zu haben - in Rheinland-Pfalz und in Thüringen. Er blickt zugleich auf mehr als 23 Jahre Amtszeit zurück - die längste eines Ministerpräsidenten. Am heutigen Dienstag wird Vogel 85.
In Erinnerung sind seine legendären Abschiedsworte "Gott schütze Rheinland-Pfalz", nachdem er 1988 in Mainz als rheinland-pfälzischer Regierungschef und Landesparteichef über die parteiinterne Opposition stolperte. Seine Partei profitiert von seinem Abgang nicht - im Gegenteil: Seit 1991 führt die SPD in Mainz die Regierung an.
Vogel dagegen schafft nur wenige Jahre später ein politisches Comeback. 1992 wird der Katholik nach dem Rücktritt des damaligen Thüringer Ministerpräsidenten Josef Duchac (CDU) in den Osten geschickt und startet dort eine zweite politische Karriere. Er habe das Amt in einer "Notsituation" übernommen, weil die Regierungsfähigkeit in Gefahr gewesen sei, sagt Vogel später.
Sein ganzes Leben ist von Selbstdisziplin und Pflichtbewusstsein geprägt. Der begeisterte Bergsteiger und Zigarrenraucher, der am 19. Dezember 1932 in Göttingen geboren wurde, wählt in der Politik stets den beharrlichen Aufstieg. Nach seiner Ernennung zum Kultusminister von Rheinland-Pfalz im Jahr 1967 übernimmt Vogel sieben Jahre später von Helmut Kohl den Vorsitz der Landes-CDU, zwei Jahre später auch den Regierungssessel in Mainz.
Nach dem Desaster in Rheinland-Pfalz wechselt er zunächst an die Spitze der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, bevor er es ihn nach Thüringen zieht. Nach seinem Einzug in die Thüringer Staatskanzlei erarbeitet er sich trotz seiner West-Herkunft den Ruf, ein wackerer Verfechter von Interessen des Ostens zu sein. Laute Töne sind nicht seine Sache. Der Junggeselle, der Geschichte und politische Wissenschaften studierte, bevorzugt stattdessen die stille Sacharbeit. Dies und sein väterlich-besonnenes Auftreten bescheren Vogel wachsende Popularität in Thüringen.
Sein Rückzug aus der aktiven Landespolitik geschieht auf Raten. Ende 2000 übergibt er zunächst den Vorsitz der Thüringer CDU an den um 25 Jahre jüngeren Dieter Althaus. Er gebe "das Ruder nicht leichten Herzens aus der Hand", bekennt der Politikprofi damals. Dennoch leitet Vogel frühzeitig auch den Wechsel an der Regierungsspitze ein. Althaus löst ihn 2003 schließlich auch als Ministerpräsident ab.