Über die Einwendungen gegen den Abriss des zweiten Blocks des Atomkraftwerks Neckarwestheim wird am 27. November debattiert. Foto: Patrick Seeger/dpa
Von Hans Georg Frank
Neckarwestheim. Franz Wagner von der Arbeitsgemeinschaft "Atomerbe Neckarwestheim" ist empört. Nur acht Tage vor dem Termin wurde per Zeitungsanzeige bekannt gegeben, dass am 27. November nichtöffentlich über den Abbruch des Atomkraftwerks GKN 2 diskutiert wird. Personen oder Gruppen, die Einwände gegen den Abbruch erhoben haben, dürfen zwar daran teilnehmen, für Berufstätige, kritisiert Wagner, sei dies jedoch viel zu kurzfristig, um für den Tag frei- und damit "ihre Rechte wahrzunehmen". Ab 10 Uhr sollen in der Reblandhalle in Neckarwestheim die laut Arbeitsgemeinschaft rund 800 Einwendungen gegen das Vorhaben erörtert werden. Die Einwendungen kamen von mehr als 700 Personen, zehn einzelnen Einwendungsschreiben und zwei Unterschriftenlisten.
Die Bekanntmachung für den Erörterungstermin wurde vom Referatsleiter im Umweltministerium bereits am 22. Oktober unterzeichnet. Dass sie erst jetzt, mit vierwöchiger Verzögerung, publik wird, begründete ein Sprecher von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) mit "notwendigen Abläufen für interne Mitzeichnungen (zum Beispiel des juristischen Referats) und redaktioneller Schlussprüfung". Ein solcher Vorlauf sei "durchaus üblich, aber in diesem Fall ist es nicht ideal gelaufen", hieß es auf Anfrage.
Gegen die Stilllegung und den Abbau des jüngsten Meilers in Neckarwestheim konnten von 2. Juli bis 3. September Bedenken vorgebracht werden. Das Energieunternehmen EnBW hatte für die Stilllegung und den Abbau von GKN 2 bereits am 18. Juli 2016 den ersten Antrag gestellt und diesen am 15. Mai 2017 aktualisiert. Das Atomkraftwerk muss spätestens am 31. Dezember 2022 abgeschaltet werden. Danach will die EnBW die Anlage möglichst zügig beseitigen lassen. Kritiker fordern seit Langem, dass der Meiler sofort stillgelegt werden müsse, weil er nicht sicher sei. Franz Wagner spricht von "Schrottreaktor".
Erst kürzlich musste eingestanden werden, dass 101 Heizrohre für Dampferzeuger beschädigt sind. Die offizielle Bezeichnung für den Defekt lautet "Wanddickenschwächung". Darüber wird die Info-Kommission bei ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch ab 18 Uhr in Neckarwestheim reden. Auf der Tagesordnung steht auch der Abschlussbericht über den Transport der Brennelemente von Obrigheim nach Neckarwestheim.