Bis zu 50 Liter Regen pro Stunde am Unglückstag (Update)
Ein Regionalexpress entgleist bei Riedlingen in Baden-Württemberg. Drei Menschen sterben. Nun steht im Fokus, wie das passieren konnte.

Riedlingen. (dpa) Zum Zeitpunkt des tödlichen Zugunglücks sind laut Deutschem Wetterdienst riesige Mengen Regen in Riedlingen vom Himmel geprasselt. In der Gegend habe "extrem heftiger Starkregen" geherrscht. Am frühen Sonntagabend seien bis zu 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde gefallen, sagte DWD-Sprecher Marco Pukert. "Dies ist die höchste Stufe", ordnete einer seiner Kollegen ein.
Der DWD habe am genauen Unglücksort keine Messstation. Die Auswertung erfolgte laut einem DWD-Sprecher rückblickend anhand von Radardaten. Die nächstgelegene Niederschlags-Messtation befinde sich in Altheim (Kreis Biberach), rund sechs Kilometer vom Unglücksort entfernt. Dort seien 22 Liter pro Quadratmeter innerhalb von zwei Stunden gemessen worden. Daran sehe man, wie sich die Regenmassen trotz der relativ kurzen Entfernung entwickelt haben.
Update: Montag, 28. Juli 2025, 13.09 Uhr
Riedlingen. (dpa) Unter den drei Toten beim Zugunglück in Riedlingen ist nach Angaben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auch ein Auszubildender. Zudem kamen der Lokführer und ein Fahrgast ums Leben. Der Zugführer sei 32 Jahre alt, der Auszubildende 36 Jahre, sagte ein Sprecher der Polizei in Riedlingen. Der Mitreisende sei 70 Jahre alt.
"Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien, Freundinnen und Freunden der Verstorbenen", erklärte der EVG-Vorsitzender Martin Burkert. "Wir trauern um die beiden Kollegen, die ihr Leben im Dienst verloren haben."
Am Sonntagabend war ein Regionalexpress im Südosten Baden-Württembergs nach bisherigen Erkenntnissen wohl infolge eines Hangrutsches entgleist. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, darunter mehrere schwer.
"Diese Tragödie erschüttert uns alle zutiefst", sagte Burkert laut Mitteilung. "In dieser dunklen Stunde rückt die Eisenbahnerfamilie zusammen."
Bahnchef Richard Lutz hat den Angehörigen der Toten und Verletzten nach dem Zugunglück in Riedlingen sein Mitgefühl und seine Anteilnahme ausgesprochen. Während des kurzen Statements am Unglücksort rang der Konzern-Vorstandsvorsitzende sichtlich um Fassung.
"Die Bilder und Berichte, die wir alle gestern gesehen haben und vor allem die Eindrücke, die wir alle zusammen heute Morgen hier gesammelt haben, gehen einem sehr nah und lassen einen betroffen und bestürzt zurück", sagte er. Bei dem Unglück sind auch zwei Mitarbeiter des Unternehmens ums Leben gekommen.
"Wir werden die Arbeiten, die noch anstehen, insbesondere was die Klärung von Unfallhergang und Unfallursache angeht, von unserer Seite aus, von der Bahnseite aus mit allen Kräften unterstützen", betonte Lutz. Auch Vertreter von Politik und der Deutschen Bahn haben am Unfallort der drei Toten und mehr als 40 Verletzten gedacht. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bahnchef Richard Lutz dankten zudem den Rettungskräften für ihren Einsatz unter schwierigen Bedingungen.
Nach dem tödlichen Zugunglück im oberschwäbischen Riedlingen haben die Ermittler außrdem den Fahrdatenschreiber aus dem Zug geborgen. Dieser müsse nun ausgewertet werden, sagte Ulms Polizeipräsident Josef Veser vor Ort.
Fahrdatenschreiber bei der Bahn zeichnen in der Regel Daten beispielsweise von Triebwagen auf – wie etwa die Geschwindigkeit.
Update: Montag, 28. Juli 2025, 11.00 Uhr
Riedlingen. (dpa) Die Spurensicherung der Kriminalpolizei soll am Vormittag die Unglücksstelle des tödlichen Bahnunfalls in Oberschwaben genauer in Augenschein nehmen. Ein Polizeisprecher sagte vor Ort, seine Kollegen würden das Schadensbild genauer untersuchen, um den exakten Hergang des Unglücks herauszufinden. Unklar war zunächst, ob der Fahrtenschreiber schon aus dem Regionalexpress geborgen wurde.
Erste Ermittlungen der Polizei hatten ergeben, dass Starkregen im Bereich der Kleinstadt Riedlingen (Kreis Biberach) zunächst einen Abwasserschacht zum Überlaufen gebracht hatte. Dem Polizeisprecher zufolge löste das viele Wasser dann wohl einen Hangrutsch direkt an der Bahnstrecke aus. Matsch und Geröll seien dann auf die Gleise gerutscht, der Regionalexpress daraufhin darüber gefahren und einige Meter später entgleist, sagte der Polizeisprecher.
Nach aktuellen Angaben der Ermittler wurden dabei 3 Menschen getötet, mehr als 40 teilweise schwer verletzt.
Update: Montag, 28. Juli 2025, 08.58 Uhr
Riedlingen. (dpa) Das tödliche Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs ist nach ersten Ermittlungen der Polizei vermutlich durch einen durch Starkregen ausgelösten Erdrutsch verursacht worden. "Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte", teilten die Ermittler mit. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Es gebe derzeit keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung. Bei dem Unglück starben nach jüngsten Angaben der Ermittler 3 Menschen, mindestens 41 Menschen wurden verletzt.
Starker Regen in der Region
Dem Deutschen Wetterdienst zufolge waren in den frühen Sonntagabendstunden unwetterartige Gewitter über die Region gezogen. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
Neben dem Lokführer und einem weiteren Mitarbeiter der Zuggesellschaft starb auch ein Reisender, wie die Ermittler mitteilten. In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen nach früheren Angaben eines Sprechers der Bundespolizei rund 100 Menschen.
Bahnchef und Politiker kommen zum Unfallort
Bahnchef Richard Lutz kündigte an, am Montag nach Riedlingen zu reisen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollten an die Unfallstelle kommen.
Bahnstrecke ist gesperrt
Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.
Update: Montag, 28. Juli 2025, 08.09 Uhr
Riedlingen. (dpa) Bei dem Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs sind rund 50 Menschen verletzt worden, darunter 25 Menschen schwer. Das sagte die Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach am späten Abend am Unfallort. Unter den drei Toten befindet sich nach Angaben der Kreisbrandmeisterin mindestens ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
Nahe Riedlingen war am frühen Abend ein Regionalzug entgleist. Die Ursache für das Unglück ist noch nicht klar. Die Ermittler prüfen, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück mit mindestens drei Toten sein könnte. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: "Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist." Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.