Ministerin Hoffmeister-Kraut überreichte InnoWerft-Chef Thomas Lindner den Förderbescheid über eine Million Euro. Foto: zg
Von Daniel Bräuer
Stuttgart/Heidelberg. Die Idee war gut - aber schwer in die Praxis umzusetzen: ein Wirkstoff, der nach einer OP Verwachsungen im Bauch verhindern soll. Entwickelt hat ihn die junge Firma Akesion aus Schriesheim. Im Technologiepark Heidelberg erhielten die Macher ein Jahr lang Unterstützung bei der Entwicklung eines Geschäftsmodells. Ein Investor ist gefunden, bald könnte die Erfindung an einen Hersteller verkauft werden.
So sollte es viel öfter laufen, findet die Landesregierung und legt eine Kampagne auf, um mehr solcher Start-up-Unternehmen im Südwesten zu unterstützen. "Mutige Gründerinnen und Gründer haben unser Land zu dem gemacht, was es heute ist: zur Heimat des Mittelstands, der Weltmarktführer, der Hidden Champions und der Weltunternehmen", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Freitag am Rande eines Start-up-Gipfels in Stuttgart. "In Sachen Start-ups ist Baden-Württemberg jedoch noch so etwas wie eine unterbewertete Aktie."
Wichtigster Baustein von "Start-up BW" sind sechs "Acceleratoren" (Beschleuniger), die Unternehmensgründern dabei helfen, ihr Geschäftsmodell zu professionalisieren. Einer davon ist der "Life Science Accelerator" am Technologiepark Heidelberg, der sich zusammen mit der Stadt Mannheim und einer Stiftung in Tübingen an Firmen aus dem Bereich Biotechnologie und Medizin richtet. Aus dem Pilotprojekt, an dem auch Akesion teilnahm, sind von elf Start-ups immerhin acht am Markt oder kurz davor. Mit einer Fördersumme von gut einer Million Euro, die zum Teil aus dem Europäischen Sozialfonds stammt, kann das Projekt jetzt auf drei Jahre angelegt werden: Insgesamt vier neue Stellen für Fallbegleiter an den drei Standorten, mehr Trainings und Seminare, Geld für externe Beratungen. "Damit werden wir ein noch schnellerer Accelerator", sagt Diplom-Betriebswirt Markus Bühler vom Technologiepark. Künftig soll es auch dreimal im Jahr möglich sein, in das Programm einzusteigen. Bislang geht das nur einmal.
Ebenfalls beteiligt ist der Technologiepark am Accelerator "Up2B", der bei der Walldorfer "InnoWerft" angesiedelt ist. Das Unternehmen im Umfeld der SAP nimmt vor allem Existenzgründer aus dem Bereich Big Data unter seine Fittiche. Auch "Up2B" erhält aus dem neuen Landesprogramm eine Förderung von gut einer Million Euro. Auch hier sollen an den Standorten Walldorf, Mannheim und Heidelberg zusammen drei Stellen geschaffen werden, um noch mehr IT-Gründern in Workshop-Reihen dabei zu helfen, ihr Modell zu verbessern und sich möglichen Investoren zu präsentieren.
Um die Fördergelder von insgesamt fünf Millionen Euro hatten sich neun regionale Verbünde beworben, ausgezeichnet wurden schließlich sechs Projekte aus vier Regionen. Mit zwei geförderten Acceleratoren nehme die Rhein-Neckar-Region eine besondere Stellung ein, betont das Wirtschaftsministerium. Nur Freiburg kommt ebenfalls in doppelten Fördergenuss, allerdings mit etwas geringerer Fördersumme (1,4 Millionen Euro). "In Heidelberg und der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar gibt es ein großes Potential an innovativen und neuen Geschäftsmodellen", betonte die Heidelberger Grünen-Abgeordnete und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Info: www.startupbw.de