Von Bettina Wieselmann, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Wer im Alb-Donau-Kreis wohnt, den kann die gestern von Innenminister Reinhold Gall (SPD) vorgelegte Bilanz gar nicht freuen: Von 2014 auf 2015 stiegen dort die von der Polizei unter "Wohnungseinbruchdiebstahl" registrierten Delikte so stark an wie nirgends sonst im Land: um 149,5 Prozent - in absoluten Zahlen von 99 auf 247 Fälle.
Ganz anders im Bereich des Polizeipräsidiums Stuttgart, das mit einem Minus von 29,3 Prozent landesweit den größten Rückgang von Einbrüchen verzeichnet. im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim gab es statt 1683 "nur" 1492 Wohnungseinbrüche (-11,3 Prozent).
Es sind diese Zahlen, die dazu beitragen, dass Gall "nach acht Jahren steten Anstiegs" von einer "Trendumkehr" sprechen kann. Bezogen auf das ganze Land wurden 9,1 Prozent weniger Einbrüche notiert: 12.555 gegenüber 13.483 im Jahr 2014. Auf 100.000 Einwohner kamen damals rein rechnerisch 127 Einbrüche; 2015 waren es noch 114.
Auch die Aufklärungsquote verbesserte sich mit 17,3 Prozent auf einen "Fünf-Jahres-Höchststand". Dass inzwischen in 44,1 Prozent der Fälle nur ein Einbruchversuch festgestellt wurde, zeige, wie Gall ausführte, dass die Bürger es den Verbrechern schwerer machten. Beraten von der Polizei - die Zahl der Kontakte stieg um ein Viertel auf über 19.000 Gespräche - sei der technische Einbruchschutz verstärkt worden. Auch verhalte sich die Nachbarschaft aufmerksamer.
Im Kern aber führt Gall die Erfolge darauf zurück, dass die Polizei das Thema Wohnungseinbruchdiebstahl zu einem "Schwerpunktfeld" gemacht habe. So seien nach drei groß angelegten Fahndungstagen allein in diesem Monat unter anderem 18 Verdächtige festgenommen worden. Und gestern wurde bekannt gegeben, dass die mit bayerischen Beamten gebildete Ermittlungsgruppe nach monatelangen Ermittlungen eine Bande festgenommen wurde, der etwa 80 Einbrüche in der Region Ulm zugerechnet werden.
"Besondere Sorge bereitet mir, dass über 55 Prozent der 2015 ermittelten Tatverdächtigten Nichtdeutsche sind, darunter auch 230 Asylbewerber", sagte Gall. Sehr oft handele es um Georgier (aber auch Türken, Kosovaren, Rumänen und Serben), die als sehr mobile Täterbanden unterwegs sind.
Trotzdem ist im vergangenen Jahr die Kriminalität im Land laut den "Stuttgarter Nachrichten" (Freitag) insgesamt gestiegen. Wie die Zeitung unter Berufung auf Zahlen des Landeskriminalamts berichtete, stieg die Zahl der Delikte im Vergleich zum Jahr 2014 um 3,8 Prozent auf 617.365 an. Dies sei der höchste Stand seit zehn Jahren, berichtet das Blatt. Die Zahl der Ladendiebstähle stieg um 7,9 Prozent an, die Zahl der Taschendiebstähle sogar um 11,3 Prozent.
Einen Anstieg um 8,5 Prozent gab es auch bei Raub und räuberischer Erpressung. Bei Vorkommnissen im Bereich der schweren beziehungsweise gefährlichen Körperverletzung registriert man einen Zuwachs um 5,3 Prozent