CDU lehnt neue Unikliniken ab
150 zusätzliche Studienplätze sollen an den bestehenden Fakultäten entstehen - Grüne halten sich noch bedeckt

Arztausbildung an der Uniklinik Heidelberg: Hier werden Studenten auch für eine spätere Tätigkeit als Landarzt angeworben. Archiv-Foto: zg
Von Roland Muschel, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Wohin mit den geplanten 150 neuen Medizinstudienplätzen im Land? Mitte Juli wird dazu eine Vorlage von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) erwartet. Nun fordert die CDU vom Koalitionspartner, dafür keine neuen Unikliniken zu schaffen. "Ich gehe davon aus, dass die 150 zusätzlichen Studienplätze auf die bestehenden fünf Unikliniken verteilt werden. Für alles andere sieht die CDU-Fraktion keine Geschäftsgrundlage", sagte deren Finanzexperte Tobias Wald unserer Stuttgarter Redaktion. Die bestehenden Standorte Ulm, Tübingen, Freiburg, Heidelberg und Mannheim hätten ihre Leistungsstärke unter Beweis gestellt und sie könnten den beschlossenen Ausbau sofort umsetzen. "Wir wollen die Steuergelder in Qualität investieren und nicht in den Aufbau neuer Bürokratie", sagte Wald.
Die CDU-Fraktion stellt sich damit gegen die Ambitionen städtischer Kliniken in Stuttgart und Karlsruhe, ebenfalls in die Arztausbildung einzusteigen und den Status Uniklinik zu erhalten. Damit wendet sich der kleinere Koalitionspartner auch gegen ein Lieblingsprojekt von Klaus-Peter Murawski, dem früheren Staatskanzleichef von Winfried Kretschmann (Grüne) und vormaligen Stuttgarter Krankenhausbürgermeister. Murawski soll auch nach seiner Pensionierung in der Sache Gespräche geführt und versucht haben, mit den Chefs der bestehenden Unikliniken eine Einigung zu erzielen. Ein Kompromiss ist aber offenbar nicht gefunden worden. Stattdessen steht nun das gemeinsam eingereichte Konzept von Kliniken der zwei größten Städte im Land gegen das der fünf Platzhirsche. Vor wenigen Wochen durften beide Seiten ihre Pläne maßgeblichen Entscheidern der Landesregierung unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Stuttgarter Hotel Maritim präsentieren. Seitdem steigt allerorten die Nervosität.
Wie die Entscheidung ausfällt, ist schwer zu prognostizieren, weil Kretschmann in der Vergangenheit große Sympathien für die Stuttgarter Pläne gezeigt und weiter ein offenes Ohr für seinen Freund Murawski hat. Dagegen sollen mehrere grüne Fachministerien der Schaffung neuer Unikliniken reserviert bis ablehnend gegenüberstehen. Unmissverständlich haben sich die drei Kommunalverbände Landkreis-, Städte- und Gemeindetag hinter das Konzept der fünf bestehenden Fakultäten gestellt - wie nun auch die CDU-Landtagsfraktion.
Die formal zuständige grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer lässt sich bislang nicht in die Karten schauen. "Die Entscheidung des Landes über die Konzeption und Verortung der zusätzlichen Studienplätze soll noch vor der Sommerpause fallen", teilte ein Sprecher mit. Das Wissenschaftsministerium erarbeite aktuell die Gesamtkonzeption.
Auch interessant
Dass der Ausbau kommt, hat die Regierung mit einem Nachtrag zum Doppelhaushalt 2018/19 entschieden. Derzeit gibt es 1500 Medizinstudienplätze im Land, nun sollen die Kapazitäten um zehn Prozent aufgestockt werden. Die Bemühungen sollen auch helfen, den Ärztemangel im ländlichen Raum zu lindern.
Die Fakultäten in Ulm, Tübingen, Freiburg, Heidelberg und Mannheim wollen Studierende daher auch gezielt für vakante Arztstellen in Regionen begeistern, die sich derzeit nur schwer besetzen lassen. Mit einem neuen "Längsschnitttcurriculum ‚Ländliche Hausarztmedizin‘" solle "gezielt für eine spätere Tätigkeit in unterversorgten Regionen" geworben werden, heißt es in ihrem Konzept. Details der Bewerbung aus Stuttgart und Karlsruhe sind dagegen nicht bekannt.