Verwenden statt verschwenden
Die CDU plant eine eigene Kampagne gegen zu viel Essensabfälle.

Von Jens Schmitz, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Raus ins Land mit neuen Formaten: Mit einer Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung sucht die CDU-Landtagsfraktion den Kontakt zu den Menschen – und positioniert sich als eigenständiger Akteur neben der Regierung.
Laut UN landet ein Drittel der weltweit erzeugten Lebensmittel im Müll. Die Mitgliedsstaaten haben sich verpflichtet, die Verschwendung bei Verbrauchern und Einzelhandel bis 2030 zu halbieren und auch bei Produktion und Lieferketten effizienter zu werden. "Wir wollen das natürlich auch für Baden-Württemberg schaffen", sagt CDU-Fraktionschef Manuel Hagel im Gespräch mit unserer Zeitung. "Und je früher, desto besser."
Studien zufolge werfen Baden-Württemberger deutlich mehr Essen weg als Menschen in anderen Bundesländern. Unter dem Motto "Verwenden statt verschwenden" hat die CDU-Fraktion bei ihrer jüngsten Klausur ein Positionspapier erarbeitet. Darin verspricht sie, den "Ernährungsführerschein" bis zum Schuljahr 2023/24 an allen Grundschulen verpflichtend zu machen. Außerdem sollen im Lehrplan Ernährungswissen, Kochen und die Sensibilisierung gegen Verschwendung stärker verankert werden. Landeseigene Kantinen und Mensen sollen Mitnahmemöglichkeiten für Reste anbieten müssen. Diese Projekte sind im Koalitionsvertrag mit den Grünen schon anvisiert.
Ein weiterentwickeltes Herkunftszeichen soll mehr Bewusstsein für Regionalität schaffen. Allein über den Preis seien die kleinbäuerlichen Strukturen im Land gegenüber dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig, so Hagel. Eine ganzheitliche Betrachtung müsse auch den Erhalt der Kulturlandschaft und den Einsatz für Tierwohl oder Biodiversität einbeziehen. Untersuchungen zeigten, dass Verbraucher im Südwesten bereit seien, dafür mehr zu bezahlen.
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Außerdem will die CDU das Ernteprojekt "Gelbes Band" aus dem Landkreis Esslingen landesweit bewerben, die zum Beispiel auch in Gaiberg oder Schönau schon genutzt wird. Dabei geben Besitzer Obstbäume durch Kennzeichnung mit einem gelben Band zur Ernte für den Eigenbedarf frei. Im Bund will die Union für eine Änderung der Mindesthaltbarkeits-Kennzeichnung eintreten, die deutlicher macht, dass Lebensmittel nach Ablauf nicht gleich verdorben sind. Eine Bundesratsinitiative soll den Einzelhandel verpflichten, Unverkauftes an Hilfsorganisationen weiterzugeben.
Dabei soll es aber nicht bleiben. "Bisher war das, was wir gemacht haben: Positionspapier und Debatte im Landtag", sagt Hagel. "Diesmal wollen wir den Adressaten- und Empfängerkreis deutlich erweitern." Eine Social-Media-Kampagne mit eigener Website soll dem Projekt Dialog- und Mitmachcharakter verleihen. Die Abgeordneten bekommen Poster und Flyer für die Arbeit im Wahlkreis; außerdem soll es ein Kochbuch geben. Die Fraktion will sich damit offenbar neben der Regierung eigenständig positionieren. Verbraucherminister Peter Hauk, ebenfalls CDU, unterhält nämlich ebenfalls ein Portal zum Thema.