Erneut Drogengeschäfte in der Innenstadt
Sechs Männer wurden festgenommen, zwei von ihnen sind bereits einschlägig bekannt. Die Ermittlungsgruppe zerschlug die Strukturen frühzeitig.

Von Armin Guzy
Heilbronn. Mit mehreren Festnahmen hat die Polizei den erneut aufkeimenden Drogenhandel rund um die Heilbronner Kilianskirche und das Rathaus offenbar frühzeitig gestört und das Zeichen gesetzt, dass sie den Ermittlungsdruck gegen die Szene aufrechterhält. Die Verhaftungen zeigen aber auch, dass die Innenstadt ein Brennpunkt bleibt und die Dealer teils äußerst dreist agieren: Zwei der nun Festgenommenen saßen bereits wegen Drogenhandels hinter Gittern und wurden nun erneut geschnappt.
Vor rund drei Jahren hatten die Heilbronner Kripo, die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt einen Erfolg gemeldet, der damals Schlagzeilen über die Region hinaus machte. Nach monatelangen, teils verdeckt geführten Ermittlungen waren damals 43 Personen festgenommen worden, die an regelmäßigen Drogengeschäften im Herzen der Heilbronner City beteiligt gewesen waren. Wegen des immer augenfälliger gewordenen Handels hatten sich seinerzeit auch Geschäftsleute und Politiker beschwert.
Der 23-köpfigen Ermittlungsgruppe "Käthchen" der Heilbronner Kripo gelang es im März 2018 schließlich, genügend gerichtsfeste Beweise für weit mehr als 100 Strafverfahren zu sammeln, zahlreiche Täter zu verhaften und mehrere Kilogramm Drogen, Drogengeld und Waffen zu beschlagnahmen. Ein halbes Jahr zuvor hatten Rauschgiftfahnder des Polizeipräsidiums bereits einen Deutsch-Libanesen und drei Italiener festgenommen, die im Raum Heilbronn mehr als 70 Kilogramm Marihuana im Schwarzmarktwert von rund einer Million Euro verkauft hatten.
Nach dem großen Schlag gegen die Szene im Jahr 2018 hatte sich der damalige Heilbronner Oberstaatsanwalt Frank Rebmann dennoch skeptisch dazu geäußert, dass die Heilbronner Innenstadt damit Dealer-frei sein könnte, und angekündigt, die Szene und ihre Entwicklung genau zu beobachten und frühzeitig einzuschreiten – was nun Ende Juni auch geschah: Bei Durchsuchungen im Stadt- und Landkreis Heilbronn wurden sechs Männer festgenommen und 710 Gramm Marihuana, 43 Gramm Kokain und ein mittlerer vierstelliger Bargeldbetrag sichergestellt. Bewaffnet waren die Männer bei ihrer Festnahme nicht.
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Zuvor hatten sich die Hinweise – auch aus der Bevölkerung – darauf verdichtet, dass im Umfeld von Kilianskirche und Rathaus, also am prominentesten Platz der Stadt, wieder Rauschgifthändler aktiv sind und dort überwiegend mit kleinen Mengen Marihuana handeln. Im Frühjahr bildete das Polizeipräsidium daher erneut eine Ermittlungsgruppe, die auch auf die damaligen Erfahrungen von "Käthchen" zurückgreifen und nun einen raschen Erfolg verbuchen konnte.
"Wir haben die Entwicklung im Innenstadtbereich permanent beobachtet und die Ermittlungen forciert, als wir konkrete Anhaltspunkte für Straftaten erkannt haben. Mit den jetzt vollzogenen Maßnahmen konnten wir dafür sorgen, dass sich die Szene dort nicht etabliert", sagte der Leitende Kriminaldirektor Thomas Schöllhammer nach dem Einsatz.
Bei den Wohnungsdurchsuchungen soll auch Hinweismaterial sichergestellt worden sein, aus dem sich weitere Ermittlungen ergeben dürften, auch gegen mutmaßliche Abnehmer. Laut Auskunft der Polizei waren bei den Ermittlungen schnell vier Personen in den Fokus gerückt, die bereits 2018 dem "Käthchen"-Team aufgefallen waren. Die nun Festgenommenen sollen algerischer, syrischer und afghanischer Herkunft und zwischen 20 und 32 Jahre alt sein, darunter auch die beiden jungen Männer, die bei den "Käthchen"-Prozessen zu Haftstrafen verurteilt worden waren und vor einiger Zeit wieder entlassen wurden. Jeder der sechs Festgenommenen hat eine Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik, teilte die Polizei auf Nachfrage mit.