Der Sommer im Obstgarten kann kommen
Es gibt ein umfangreiches Programm zum Genießen und viele Angeboten zum Lernen und Wissen über die Natur.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Gartenschau in Eppingen – dabei muss es nicht bleiben: Ein ideales Kontrastprogramm für einen "runden Sommer" bietet der Botanische Obstgarten in Heilbronn. Schon fast in den Weinbergen gelegen, ist er seit Jahren Anziehungspunkt für alle Freunde der maßvoll gezähmten Natur und einem mehr nachhaltigen als profitablen Umgang mit ihr. Dafür stehen seine Andersartigkeit, seine Geschichte und seine heutigen Betreiber.
Mit Besucherzahlen wird hier nicht gepunktet, Zahlen und Fakten stehen für seine lange Tradition und den künftigen Bestand. Das Areal gehört der Stadt, getragen wird der Obstgarten vom Förderverein Garten- und Baukultur unter der Leitung von Ulrich Frey, mit dabei sind eine ganze Reihe von Kooperationspartnern. Geschichte begegnet man hier auf Schritt und Tritt, beispielsweise in den historischen Gartenlauben, die man auch mieten kann. Für ein Picknick im Maurischen Pavillon – mit "full service" – muss man nur schnell genug sein beim Buchen. Die schöne Lage "im Breitenloch" unterhalb der Weinberge und auch Exponate aus einer Sammlung früherer Bau-Epochen in Heilbronn werden auch gerne als romantischer Ort für Hochzeitsfotos genutzt.
Die Anlage von Rasenflächen, Natur- und Streuobstwiesen, Blüten- und Beerensträuchern, Blumenrabatten und alten Bäumen samt absichtsvoll geführter Wege und Hecken ist, orientiert an den Vorbildern der englischen Gartenkultur, trotzdem "öko" und "bio". Das ergibt eine Ganzheit von Natur, Genießen, Lernen und Kultur.
Die raue Wirklichkeit bleibt nicht außen vor: Der Klimawandel macht sich immer stärker bemerkbar, auch bei Auswahl und Pflege von Pflanzen. Das ist das "Revier" von Helga Mühleck. Sie erläutert, dass das mit einem Mehr an Arbeit und weniger an "Material" verbunden ist. Ihre Floristik im Hofladen hat Kultstatus, nun muss sie dafür "Ware" zukaufen und das, weil an anderer Stelle gespart wurde: Die schweren Gartenarbeiten hatte seither eine kleine, von der Stadt unterstützte Firma übernommen; dafür gibt es jetzt kein Geld mehr. Mühleck hofft dennoch, mit den neuen Bedingungen zurechtzukommen, und dass der Hofladen und auch die beliebten beiden Märkte an die Erfolge der Jahre vor der zweijährigen Corona-Pause anknüpfen werden.
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Wenn man Kinderlachen hört, dann nicht nur, weil ein Geburtstag gefeiert wird: Es wird auch gelernt. Die Jugendkunstschule der Volkshochschule hat hier ihr "Sommerlager", so wie auch die "Elementa". Deren Kursprogramm geht weit über das hinaus, was in einem Klassenzimmer vermittelt werden kann, etwa Vogelstimmen hören und Regenwürmer beobachten. Durch dieses "Grüne Klassenzimmer" ist eine große Mehrheit der Grundschüler schon gegangen und hat dieses kostenlose naturpädagogische Angebot wahrgenommen.
Ludwig Müller von der "Aufbaugilde" Heilbronn steht hinter dem "Hofcafé Susanne", einem sozialen Projekt, das auch mit Schülern der Susanne-Finkbeiner-Schule betrieben wird. Hier wird jedes Tortenstück zur Spende. Die Schule fängt Jugendliche auf, die, im normalen Schulalltag gescheitert, hier doch noch einen Schulabschluss erhalten, eventuell auch gefolgt von einer Berufsausbildung für Sozialpflege.
Als neuer Kooperationspartner hinzugekommen ist gerade der "Bio-Genießermarkt" der Bio-Musterregion "Heilbronner Land". Julia von Berlichingen hat sich einiges dafür vorgenommen, um die hier in so großer Vielzahl nach den Kriterien des ökologischen Landbaus erzeugten Produkte zu vermarkten – und auch dies auf eine sowohl fantasievolle wie dem Standard angemessene Art, ebenfalls im Sinn von "Genuss ohne Reue".
Für das vielfältige Sommerprogramm steht das Wochenende vom 20. und 21. Mai, an dem unter anderem der Biologe Dr. Jürgen Hetzler vom Grünflächenamt der Stadt Heilbronn einen Vortrag hält: Er referiert am 20. Mai um 15 Uhr über die ökologische Bewirtschaftung nach der Ökoland-Baurichtlinie der EU.
Info: Alle Infos und das vollständige Programm bis in den Winter hinein, auch mit Kursen, Freizeitangeboten und Vorträgen, gibt es unter www.botanischer-obstgarten.de