Ehrenamt

Ein kleines Dankeschön für den großen Einsatz

Die grün-schwarze Regierung will Vergünstigungen für Ehrenamtliche auf den Weg bringen. Ab 2023 sind Modellprojekte geplant.

16.06.2022 UPDATE: 17.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
„Wohlverdiente schöne Stunden“ sollen Ehrenamtliche genießen dürfen. Foto: dpa

Stuttgart. (lsw) Verbilligter Eintritt ins Kino, Theater oder Schwimmbad: Wer sich ehrenamtlich engagiert, soll auch im Südwesten solche Vergünstigungen erhalten. Grüne und CDU wollen die im Koalitionsvertrag geplante Ehrenamtskarte mit Vergünstigungen für sozial engagierte Menschen im Laufe der nächsten zwei Jahre nach und nach auf den Weg bringen. "Sofern der Landtag die angemeldeten Haushaltsmittel genehmigt, wollen wir die Ehrenamtskarte im Jahr 2023 zunächst in Modellprojekten erproben", sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Im Jahr 2024 sollten die Erfahrungen ausgewertet und in ein Konzept eingebracht werden.

Die CDU-Fraktion pochte darauf, dass die dafür nötigen finanziellen Mittel im Doppelhaushalt 2023/2024 trotz des eher geringen Spielraums auch freigegeben werden. Das Sozialministerium habe für den Etat 370.000 Euro als Kosten für die Erprobung der Karte angemeldet, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Wie hoch die Kosten dann sein werden, wenn die Ehrenamtskarte im ganzen Land gilt, sei noch nicht abzuschätzen, hieß es in der Koalition.

Zuvor hatte Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz erklärt, das Ministerium arbeite an Eckpunkten für die Ehrenamtskarte. Schwarz reagierte damit auf die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angestoßene Debatte um ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen. Schwarz hält positive Anreize für besser als eine Pflicht. "Ich könnte mir auch eine Art Bonuskarte für junge Menschen, die sich für andere engagieren, gut vorstellen, mit der man kostenlos ins Museum kommt oder Vorteile bei der Bewerbung zum Studium erhält." Darauf ziele die Idee einer Ehrenamtskarte ab.

Mit der Karte sollen Menschen Vergünstigungen erhalten, die sich in Verbänden, Vereinen oder auch in der Pflege ehrenamtlich engagieren. Im Koalitionsvertrag von Grünen und CDU heißt es: "Sie soll den Ehrenamtlichen einen praktischen Nutzen bieten und ihnen ein paar wohlverdiente schöne Stunden ermöglichen – beispielsweise beim kostenfreien Besuch von Kultureinrichtungen." Für die Karte hatte sich insbesondere die CDU stark gemacht.

Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. In Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern etwa gibt es die Karte bereits, auch in Nordrhein-Westfalen können Ehrenamtliche mit der Karte preiswerter Museen, Kinos oder Theater besuchen, ebenso Schwimmbäder oder auch Kurse in Volkshochschulen. Die Karte erhält dort, wer sich mindestens fünf Stunden in der Woche oder 250 Stunden im Jahr für das Gemeinwohl engagiert.

Auch interessant
Blut: Der wichtige Lebenssaft ist Mangelware
Sinsheim: Der Sonntagsbus war für ihn eine Pflicht gegenüber der Gesellschaft
Stuttgart: Für die deutsch-französische Freundschaft

Das Sozialministerium erklärte, man habe eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die in Abstimmung mit den Kommunen erarbeiten soll, was die Karte alles enthalten soll. Zuerst wolle man sehen, welche Bonuskarten es in Städten und Gemeinden schon gebe. Zudem wolle man sich anschauen, wie die Karten in anderen Bundesländern funktionierten.

Für die FDP-Fraktion sagte Dennis Birnstock, die geplante Ehrenamtskarte dürfe nicht mehr oder weniger Vergünstigungen beinhalten als bestehende Nachweise wie die Jugendleiter-Card (Juleica). "Die Herstellung einer solchen Gleichwertigkeit könnte mit einem Aufdruck auf der Juleica ganz leicht umgesetzt werden." Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag heißt es: "Wir werten die Jugendleiterkarte "Juleica" als Ehrenamtskarte der Kinder- und Jugendarbeit auf und sorgen so für Anerkennung von jungen Ehrenamtlichen."

Auch SPD-Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch setzt auf Anreize, um noch mehr junge Menschen für ein soziales Jahr zu gewinnen. "Zwischen Ausbildung und Beruf, zwischen Schule und Studium einmal Dienst für die Allgemeinheit zu leisten und dabei gerade auch die Herausforderungen sozialer Berufe kennenzulernen, kann für jeden Menschen ein großer Gewinn sein", sagte Stoch der SPD. Er könne sich Modelle vorstellen, "in denen ein solcher Dienst zwar nicht zur Pflicht, aber deutlich attraktiver gemacht wird. Vorteile bei der Vergabe von Studienplätzen wären ein Beispiel."

Steinmeier hatte in einem Interview von einer "Pflichtzeit" gesprochen, die aber kein Jahr lang sein müsse. Bislang gibt es speziell für junge Menschen das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr und den Internationalen Jugendfreiwilligendienst. Diese Angebote stehen jungen Frauen und Männern bis zum Alter von 27 Jahren offen. Daneben gibt es den Bundesfreiwilligendienst als Angebot für Menschen jeden Alters.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.