Batterien "Made in Ellwangen"

Varta will Asien herausfordern

Land unterstützt Pläne - Produktion von Batteriezellen für Elektroautos angestrebt

19.11.2018 UPDATE: 20.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. F.: dpa

Von Roland Muschel, RNZ Stuttgart

Stuttgart. "Sie werden von Varta noch mehr hören in nächster Zeit", hat Herbert Schein, der Vorstandsvorsitzende der Varta AG mit Stammsitz in Ellwangen, am Montag in Stuttgart angekündigt. Der Traditionskonzern hat sich als Hersteller von Mikrobatterien für Hörgeräte, Lithium-Ionen-Batterien für kabellose Headsets und stationäre Energiespeicher weltweit einen Namen gemacht. Künftig will Varta aber in ein noch größeres Geschäft einsteigen: die Produktion von großformatigen Batteriezellen für Elektroautos.

Es wäre der Start zu einer gigantischen Aufholjagd auf die Marktführer aus Asien. 80 Prozent des Weltmarkts für Autobatteriezellen sind in der Hand von fünf Herstellern: SKI, LG Chem und Samsung aus Korea, Contemporary Amperex Technology (CATL) aus China und Panasonic aus Japan. Der Aufbau einer Fabrik für Autobatteriezellen in Deutschland würde viel Geld kosten. Die Autohersteller selbst lehnen entsprechende Investitionen ab, ebenso der weltweit größte Autozulieferer Bosch. Auch die Nummer zwei der Zulieferer, Continental, scheut bisher das Risiko. Dafür hat CATL aus China den Aufbau einer Anlage in der Nähe von Erfurt angekündigt und BMW als Abnehmer gewonnen.

"Aus eigener Kraft kann das Varta nicht schaffen", weiß Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Bei der Umsetzung der Pläne soll die Bundesregierung helfen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will mit einer Milliarde Euro den Aufbau einer oder mehrerer Fertigungsfabriken in Deutschland fördern und dabei auf Unternehmenszusammenschlüsse setzen. Altmaier würde wohl am liebsten die vom Ende der Braunkohlewirtschaft betroffene Lausitz bedenken, auch der VW-Standort Niedersachsen hat Interesse.

Niedersachsen habe kein Unternehmen, das über Kompetenz in der Batterieherstellung verfüge, gibt Hoffmeister-Kraut zu bedenken. VW müsste sich einen Partner aus dem Ausland suchen. Mit Ellwangen und Varta könne man dagegen "einen deutschen Weg" gehen. Mit der vorhandenen Erfahrung bei der Batterieherstellung habe Baden-Württemberg ein Alleinstellungsmerkmal, das Berlin bei seiner Entscheidung berücksichtigen solle, fordert die Ministerin. Im Fall des Falles wäre das Land bereit, bis zu 100 Millionen Euro Landesgeld dazuzugeben. Die Summe ist im Nachtrag für den Doppelhaushalt 2018/19 reserviert.

Als "exzellente Grundlage für eine künftige Großserienproduktion von Batterienzellen" sieht Hoffmeister-Kraut das am Montag vorgestellte Verbundprojekt "DigiBattPro4.0" von Varta, dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) und dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) Ulm. Land und Bund fördern das Projekt mit zusammen 38 Millionen Euro.

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