Lösungen

Stipendien, Förderung und Landarztquote

Modelle gegen den Ärztemangel

27.12.2017 UPDATE: 28.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Mainz. (dpa) Die Länder lassen sich einiges einfallen, um dem Landärztemangel vorzubeugen. Ein Überblick:

Baden-Württemberg

Ein Lösungsansatz dafür, dass Ärzte nur schwer aufs Land zu locken seien, könnte die Telemedizin sein, meint die Kassenärztliche Vereinigung. In zwei Modellregionen, Stuttgart und Tuttlingen, werde ab dem Frühjahr 2018 experimentiert, wie die Behandlung auf die Ferne funktionieren kann.

Hessen

Dort reichen der Kassenärztlichen Vereinigung finanzielle Anreize nicht aus - eine Förderprämie zur Ansiedlung von Praxen auf dem Land wurde abgeschafft. Die Kassenärzte schlugen ein "Aktionsbündnis für das ländliche Hessen" vor. Es soll um ein Bündel von Maßnahmen gehen. So sollen etwa Behörden aufs Land verlegt, aber auch Zuschläge für Landärzte gezahlt werden - allerdings nicht mehr von den Kassenärzten, sondern von den Krankenkassen.

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Rheinland-Pfalz

Derzeit gibt es sieben Förderprogramme, die helfen sollen, die hausärztliche Versorgung zu verbessern. So werden zum Beispiel Studenten finanziell unterstützt, die sich im Praktischen Jahr des Medizinstudiums für ein Tertial in der Allgemeinmedizin entscheiden. Im aktuellen Koalitionsvertrag steht, dass der Masterplan zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung fortgeführt werden soll. Dazu gehört ein Wiedereinstiegskurs für derzeit nicht in ihrem Beruf tätige Ärzte.

Bayern

Das bayerische Gesundheitsministerium fördert die Niederlassung von Haus- und Fachärzten mit bis zu 60.000 Euro in Gemeinden mit nicht mehr als 20.000 Einwohnern. Zudem wurde ein Stipendienprogramm aufgelegt für Medizinstudenten, wenn diese ihre Facharztausbildung im ländlichen Raum absolvieren und danach mindestens fünf Jahre dort bleiben. Außerdem soll eine Landarztquote eingeführt werden.

Mecklenburg-Vorpommern

Das Land setzt unter anderem auf Sonderstipendien für Medizinstudenten. Monatlich erhalten angehende Mediziner an den beiden Landesuniversitäten in Rostock und Greifswald monatlich 300 Euro. Die Jungmediziner müssen dafür nach dem Studium für mindestens fünf Jahre als Arzt auf dem Land oder im öffentlichen Gesundheitsdienst arbeiten.

Niedersachsen

Die Kassenärztliche Vereinigung fordert die Schaffung von bis zu 200 zusätzlichen Medizinstudienplätzen. Davon sollten zehn Prozent für Studenten reserviert werden, die sich dazu verpflichten, später als Hausarzt in unterversorgte Gebiete zu gehen.

NRW

Das Land will deutlich mehr Medizin-Studienplätze schaffen. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat sich auf eine neue staatliche Medizin-Fakultät an der Uni Bielefeld geeinigt. Ab 2021 sollen hier 300 Mediziner pro Jahrgang ausgebildet werden, ein Schwerpunkt der Fakultät liegt auf der Allgemeinmedizin. Ab dem Wintersemester 2018/2019 soll zudem eine Landarztquote eingeführt werden. Bis zu zehn Prozent der Medizin-Studienplätze sollen Bewerber bekommen, die sich verpflichten, anschließend zehn Jahre als Arzt aufs Land zu gehen.

Sachsen-Anhalt

Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt zahlt künftigen Landärzten ein Studium an der Privatuni Witten/Herdecke. Die jungen Leute müssen sich im Gegenzug verpflichten, nach dem Studium zehn Jahre lange in Regionen mit Hausärztemangel zu praktizieren. Zudem gibt es seit 2010 ein Landarzt-Stipendium für staatliche Hochschulen.

Thüringen

Im ländlich geprägten Thüringen sollen unter anderem Honorarzuschüsse für Ärzte in unterversorgten Regionen, ein Förderstipendium für Nachwuchsmediziner in der Facharztausbildung sowie Investitionszuschüsse für Praxisgründungen oder -übernahmen in kleineren Orten einen Ärztemangel verhindern.