"Es wird einfach zu wenig recycelt"

Fritz Mielert vom Bund für Umwelt und Naturschutz über die Pläne der EU - Er hält ein komplettes Plastikverbot für unrealistisch

28.05.2018 UPDATE: 29.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Fritz Mielert. Foto: privat

Von Kathrin Hoth

Heidelberg. Fritz Mielert ist Referent für Umwelt beim baden-württembergischen Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband Baden-Württemberg.

Was halten Sie von den EU-Plänen, bestimmte Plastikartikel zu verbieten?

Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Natürlich muss man sehen, wie diese Pläne nun durch die verschiedenen Gremien laufen. Aber fest steht: Wir müssen unseren Plastikkonsum extrem einschränken, daran führt kein Weg vorbei. Wir müssen alle Maßnahmen ergreifen, die dazu beitragen: gesetzliche Regelungen, Steuern, bessere Recycling-Prozesse und ein geändertes Konsumverhalten jedes Einzelnen.

Verboten werden sollen nur Plastikprodukte, zu denen es auch Alternativen gibt. Was ist da schon auf dem Markt?

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Es geht um Rührstäbchen für Kaffee, die kann man problemlos aus Holz herstellen, genauso Wattestäbchen. Strohhalme gibt es zum Beispiel aus Papier. Zum Grillen kann man sich statt Plastikgeschirr einen Blechteller und Besteck von zu Hause mitnehmen. Das sind größtenteils sehr einfache Maßnahmen.

Auch Wattestäbchen oder Rührstäbchen aus Holz verbrauchen Ressourcen. Sind die Alternativen tatsächlich so viel umweltfreundlicher?

Natürlich verbrauchen diese Dinge auch Ressourcen - an sich und auch im Herstellungsprozess. Aber es ist schon mal ein großer Vorteil, wenn etwas biologisch abbaubar ist. Ansonsten ist es natürlich immer am besten, möglichst wenig Müll entstehen zu lassen. In der EU produzieren wir pro Jahr 26 Millionen Tonnen Plastikmüll, das ist eine ganze Menge. Und vieles davon wird zwar eingesammelt, aber einfach verbrannt. Anders als viele meinen, wird kein neues, hochwertiges Plastik daraus. Das ist schon krass, dass wir uns so einen Umgang mit Ressourcen leisten können.

Welche Kosten kommen mit den EU-Verboten auf Verbraucher zu?

Ich denke, dass da keine nennenswert höheren Kosten für die Verbraucher entstehen. Ob das Rührstäbchen aus Holz oder aus Plastik ist, da bewegt sich der Preisunterschied wohl im Zehntel-Centbereich.

Ist es realistisch, Plastik irgendwann komplett zu verbieten?

Ich denke nicht. Von der Kleidung über Bauabdichtungen oder in der ganzen Elektronik, überall sind Kunststoffe drin. Momentan ist Plastik aus der Gesellschaft nicht wegzudenken. Aber wenn man weiß, dass sich unser Plastikverbrauch innerhalb der letzten 20 Jahre verdoppelt hat, dann sehe ich auch die Möglichkeit, dass wir unseren Verbrauch wieder zurückfahren. Reduzieren ist das Gebot der Stunde.

Die EU-Pläne sehen auch vor, mehr Plastikflaschen zu recyceln. Dazu soll es EU-weit ein Einwegpfand geben, ähnlich wie schon in Deutschland. Was halten Sie davon?

Von diesem Pfandsystem halte ich nicht besonders viel. In Deutschland sehen wir, dass das Einwegpfandsystem und der Wegfall der Mehrwegquoten dazu geführt haben, dass wir mehr Kunststoffflaschen haben. Viele Verbraucher meinen, sie zahlen Pfand und bringen die Plastikflasche zurück, damit ist alles in Butter. Das ist es nicht. Sie können in den Gelben Sack stopfen oder in den Laden zurückbringen, so viel sie wollen. Es wird einfach zu wenig recycelt.

Geplant ist zunächst eine EU-Richtlinie, die die Länder in nationale Gesetze gießen müssen. Führt das nicht wieder zu einem Wirrwarr aus Regelungen?

Ich hoffe schon, dass es zu sinnvollen Regelungen kommt. Das kommt natürlich darauf an, wie gut die Vorgaben aus der EU sind. Sicher ist, dass es Jahre dauern wird. Denn in der Regel gibt es immer Länder, die die Richtlinien nicht umsetzen. Da muss die EU-Kommission erst juristisch aktiv werden.