Ende der RKI-Pressekonferenz

"Das ist eine gefährliche Strategie"

Das Robert-Koch-Institut hatte zuletzt an zwei festen Terminen pro Woche Journalisten über das Infektionsgeschehen informiert

07.05.2020 UPDATE: 07.05.2020 20:52 Uhr 1 Minute, 4 Sekunden
Robert Koch-Institut
RKI-Präsident Lothar Wieler. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Von Annette Dönisch

Berlin. Gesundheitspolitiker von SPD und FDP kritisieren die Entscheidung des Robert-Koch-Instituts (RKI), die regelmäßigen Pressekonferenzen, auch Pressebriefings genannt, zum Coronavirus-Infektionsgeschehen einzustellen.

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte unserer Berliner Redaktion, er bedauere dies. "Die Einstellung der Pressebriefings ist ein weiteres Signal, dass wir die Pandemie bewältigt haben könnten. Davon kann keine Rede sein." Lauterbach deutet die Einstellung der Informationstermine durch die selbstständige Bundesoberbehörde als weiteres Zeichen, dass sich der Bund aus der Bewältigung der Pandemie zurückzieht. "Das ist eine gefährliche Strategie, den Ländern die Bewältigung der Pandemie zu überlassen." Der SPD-Politiker plädiert dafür, dass das RKI an den regelmäßigen Pressekonferenzen festhält. "Ich bin der Meinung, dass die Pressebriefings, welche die Bedeutung des wichtigen R-Faktors hervorgestellt haben, weiterhin stattfinden sollten."

Auch der Professor für Infektiologie an der Universität Würzburg und FDP-Bundestagsabgeordnete, Andrew Ullmann, kritisierte die Einstellung der regelmäßigen RKI-Pressekonferenzen, denn Deutschland befinde sich noch in einer vom Bundestag ausgerufenen Epidemie. "Transparenz ist dabei etwas ganz Wichtiges. Solange wir noch Neuinfektionen haben, auch auf niedrigem Niveau, sind Pressebriefings zweimal die Woche legitim." Ullman rät ebenso wie Lauterbach dazu, an den regelmäßigen Terminen festzuhalten. "Das RKI sollte die Pressebriefings erst einstellen, wenn nur noch wenige Fragen von Journalisten kommen und sich der Aufwand nicht mehr lohnt."

Das Robert-Koch-Institut hatte zuletzt an zwei festen Terminen pro Woche Journalisten über das Infektionsgeschehen informiert. Der Vize-Präsident des RKI, Lars Schaade, kündigte gestern in Berlin an, das Institut werde wieder Pressekonferenzen abhalten, wenn ein Anlass bestehe. Die Einstellung des regelmäßigen Termins begründete Schaade mit der sinkenden Zahl der Coronavirus-Infektionen. Gleichwohl stehe Deutschland noch immer am Anfang der Pandemie. Die Einstellung der Konferenzen sei "selbstverständlich keine Entwarnung".