Brüssel sagt "Nein" zur Smart City in Wiesloch
Die Stadt erhält negativen Bescheid auf seine Bewerbung - Einige Projekte laufen trotzdem weiter

Schaidhammer nannte als einen wichtigen Grund das "Abspringen" einer der Städte, die gemeinsam mit Wiesloch in einer Art Konsortium an der Ausschreibung teilgenommen haben. "Esch aus Luxemburg, neben dem italienischen Trento mit uns in einem Boot, hat wohl kalte Füße bekommen und hat kurzfristig seine Bewerbung zurückgezogen." Für den OB ist das "mit ein wichtiger Grund, warum wir keinen Zuschlag erhalten haben". Die genauen Gründe für das Scheitern der Bewertung liegen im Rathaus allerdings noch nicht vor.
Trotz dieses Rückschlags bewertet Schaidhammer die Teilnahme durchaus positiv. "Es hat sich für uns trotz der jetzt vorliegenden Entscheidung gelohnt, am Wettbewerb teilzunehmen", sagte der OB. Es konnten gute Kontakte geknüpft und Erfahrungen gesammelt werden. Auch werden nach seiner Darstellung einige Projekte, die mit den beteiligten Unternehmen angestoßen wurden, weitergeführt. Schaidhammer nannte an erster Stelle die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie. Aber auch die Aktivitäten rund um E-Mobilität könnten weitergeführt werden.
Zur Historie: Die Verantwortlichen der Europäischen Union zeigten sich besorgt, in der Innovationskraft im Lauf der Jahre gegenüber anderen Kontinenten zurückzufallen. Um diesem Trend entgegensteuern zu können, wurde die Initiative "Intelligente Städte und Kommunen (Smart Cities and Communities) gestartet. Insgesamt sollen aus einem speziellen Topf bis 2020 mehrere Milliarden Euro bereitgestellt werden. Es ist geplant, mit diesen Geldern Modellprojekte zu unterstützen, die die Entwicklung intelligenter städtischer Technologien zum Ziel haben. Dabei sollen sowohl zwischen europäischen Städten als auch zwischen der Wirtschaft und den Kommunen Innovationspartnerschaften entstehen.
Noch vor der offiziellen Ausschreibung hatte sich in Wiesloch unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters und der Federführung von Prof. Lutz Heuser vom Urban Software Institut ein runder Tisch "Smart City Wiesloch" zusammengefunden. Mit dabei: Mitglieder des Gemeinderats und der Verwaltung, heimische, aber auch externe Unternehmen, die an einem oder mehreren Leuchtturmprojekten in Wiesloch interessiert waren. Aus diesem runden Tisch sind wiederum mehrere Arbeitsgruppen hervorgegangen. Es folgte im Spätsommer ein Workshop, in dem erste Ideen und Konzepte präsentiert und Anregungen aufgenommen wurden. Auch eine Bürgergenossenschaft wurde gegründet. Diese wird, vor allem in Sachen Umrüstung der Straßenbeleuchtung, auch weiterhin operativ agieren. "Das sehen wir losgelöst von der jetzt getroffenen Entscheidung", sagte Schaidhammer.
Ein Austausch mit den beteiligten Städten setzte ein, um sich auf Anforderungen vor allem hinsichtlich Mobilität, Energieverbrauch sowie Informations- und Kommunikationstechnik einzustellen. Die Vorgabe des Wettbewerbs war es, Innovationspartnerschaften ins Leben zu rufen. "Da bei der Auswahl der Modellstädte und der Modellprojekte Wert darauf gelegt wird, dass es sich um Musterlösungen auch für andere Kommunen handelt, sehen wir in der Teilnahme einer Kleinstadt wie Wiesloch große Vorteile, können doch so Leuchtturmprojekte auch für andere Städte entstehen", so Schaidhammer damals optimistisch.
Jetzt sind nach den Worten des OB Projekte wie die Nutzung von Grundwasser aus den einstigen Bergwerken rund um Wiesloch (mit einer Temperatur von über 25 Grad) für die Wärmeversorgung nicht mehr durchführbar. Auch bestimmte Gebäudesanierungen müssen zurückgestellt werden.



