Hintergrund - Rechtsextremismus-Experte Timo Büchner über "buchen steht auf"

14.04.2021 UPDATE: 14.04.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

Rechtsextremismus-Experte Timo Büchner über "buchen steht auf"

"Zwischen Pressefreiheit und Fake-News. Pflicht zur Recherche bei Querdenken" – angesichts einiger nicht zu tolerierender Äußerungen in der Telegram-Gruppe von "Buchen steht auf" befasste sich am Dienstagabend die Online-Diskussionsrunde der Otto-Wels-AG mit diesem Thema. Der Experte Timo Büchner, der sich seit zehn Jahren mit den Themen Rechtsextremismus und Querdenken in der Region beschäftigt, lieferte tiefer gehende Einschätzungen, unter anderem anhand von fünf kritischen Thesen zu "Buchen steht auf".

Allerdings relativierte er auch: "Es gibt einen großen Anteil an Menschen, die bei ,Buchen steht auf‘ mitlaufen, die berechtigte Sorgen und Ängste haben." Er sieht aber auch die Gefahr, dass "ein Großteil von den führenden Köpfen instrumentalisiert wird".

Doch wie kann es überhaupt dazu kommen? "Es ist nicht zwangsläufig ein Bildungsproblem", so der Experte. Vielmehr spielten auch Sozialisation, das Elternhaus oder biografische Ereignisse eine Rolle. Das Problem bei vielen sei, dass sie eine Art pseudokritische Haltung einnähmen und ein "gefährliches Verständnis von Meinungsfreiheit" hätten. Denn eine absolute Meinungsfreiheit, die etwa auch die Leugnung des Holocausts zuließe, sei extrem gefährlich. Deshalb sei eine klare Grenze nötig, die nicht überschritten werden dürfe.

Ein gewisser Anteil der Menschen bei "Buchen steht auf" kenne die Hintergründe nicht, so Büchner. "Viele haben vor den Querdenker-Demos keine politische Erfahrung gesammelt." Somit könnten sie nicht abschätzen, mit welchen Leuten sie sich zusammentun.

Dennoch war der allgemeine Tenor: Es sei wichtig, nicht alle über einen Kamm zu scheren. Vielmehr müsse man Aufklärung betreiben. Allerdings gebe es bei einigen Extremen schlichtweg keine Diskussionsgrundlage mehr.

Einen weiteren möglichen Grund für das Entstehen von Bewegungen wie die der Querdenker führte Anja Lotz an: Das Hin und Her der Regierung würde dafür einen Nährboden bieten.

Welche gefährlichen Züge die Bewegungen annehmen können, verdeutlichte Thomas Kraft, der auf die sogenannte Elterninitiative in Wertheim hinwies. Dort sei bei einer Aktion ein Schild mit der Aufschrift "Schule ist kein Konzentrationslager" aufgetaucht.

Auch Büchner schlug im Hinblick auf die Querdenker-Bewegung in Schwäbisch Hall warnende Töne an: "Dort lässt sich eine Radikalisierung sehen." ahn