Von Kathrin Hoth
Heidelberg. Dass Stephan Harbarth einmal laut wird, haben bislang wohl nur wenige Menschen erlebt. Der gebürtige Heidelberger, der derzeit als Nachfolger für Ferdinand Kirchhof beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gehandelt wird, ist alles andere als einer jener Scharfmacher, von denen es in Berlin einige gibt. Im Gegenteil.
Selbst im aufgeheizten Asyl-Streit innerhalb der Union blieb der CDU-Abgeordnete bis zum Schluss ruhig und besonnen. "Es gibt noch immer die Hoffnung, dass eine europäische Lösung gelingt, die auch für die CSU akzeptabel ist", beschwichtigte der Innenpolitiker beispielsweise Ende Juni im Interview mit der RNZ.
Das bestätigt das Bild, das Medien und Politikerkollegen parteiübergreifend von dem 46-Jährigen zeichnen. Harbarth sei ein absoluter Fachpolitiker, jovial, moderat, stets gut vorbereitet, allseits geschätzt, heißt es. Vermutlich nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen potenziellen Bundesverfassungsrichter - auch wenn sich Kritiker daran stören, dass der Unions-Fraktionsvize direkt aus einem politischen Mandat an das Gericht käme, das auch über das Regierungshandeln urteilt und über Gesetze, die Harbarth womöglich selbst mit verabschiedet hatte.
Politik und Jura, diese beiden Konstanten bestimmten Harbarths Werdegang auch bisher schon. Mit 16 trat er in die Junge Union ein, arbeitete sich dort und später auch in der CDU hoch und sitzt seit 2009 mit einem Direktmandat des Wahlkreises Rhein-Neckar ausgestattet im Bundestag. Gleichzeitig arbeitet der an der Universität Heidelberg promovierte Jurist als Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Mannheimer Wirtschaftskanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz.
Unter anderem diese Tätigkeit beschert dem verheirateten, dreifachen Vater regelmäßig Schlagzeilen - als einer der Abgeordneten, mit den höchsten Nebenverdiensten. Mindestens 1,175 Millionen Euro waren es laut Abgeordnetenwatch in der Legislaturperiode bis 2017. Rang vier.
Schon vor knapp drei Jahren geriet Harbarth bundesweit in den Fokus - weil seine Kanzlei auch VW im Abgasskandal helfen sollte. Die Opposition warf ihm daraufhin bei einer Abstimmung zu dem Thema im Rechtsausschuss Befangenheit vor. Harbarth wies die Vorwürfe zurück und beharrte darauf, dass sein berufliches Standbein ihm auch politische Unabhängigkeit garantiere.
Einen klaren Wertekompass zu haben, darauf legt der überzeugte Katholik großen Wert, wie er auf seiner Homepage betont. "Das christliche Menschenbild mit seinem Bekenntnis zum unverrückbaren Wert und zur unveräußerlichen Würde des Menschen vermittelt diesen klaren Kompass", heißt es dort. Das ist dem 46-Jährigen als "Richtschnur politischen Handelns" wichtig.
Ebenso wie seine Herkunft. Bei lokalen Terminen spricht Harbarth gern über seine feste Verwurzelung in der Rhein-Neckar-Region, als einer, der in Schriesheim aufwuchs und dort seine ersten ehrenamtlichen und politischen Schritte wagte.
Inzwischen lebt er mit seiner Familie in Mühlhausen im Kraichgau. "Mit voller Kraft für die Menschen unseres Wahlkreises", lautet bisher sein Motto. Wenn die Gerüchteküche stimmt, muss Harbarth sich bald etwas Neues einfallen lassen.