Sieht es in der Heidelberger Hauptstraße bald wieder so aus wie während des ersten Lockdowns im März? Umfassende Schließungen ab 19. Dezember fordern jetzt jedenfalls Stadt, Uniklinik und Kreis. Foto: Philipp Rothe
Pro
Katja Leikert (45, Foto: dpa) ist stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. 
Jeder hat in diesem verflixten Corona-Jahr vor unglaublich großen und sich immer wieder ändernden Herausforderungen gestanden: In der Familie, im Beruf oder sogar gesundheitlich. Immer wieder mussten wir unseren Alltag den sich veränderten Bedingungen anpassen, flexibel bleiben ohne zu wissen, was die nächsten Wochen bringen werden. Wir haben Einschränkungen jeder Art hingenommen und halten weiterhin Abstand, um dem Corona-Virus seinen Nährboden zu entreißen.
Ich kann die Sorgen und Ängste, die alltäglichen Belastungen, mit denen wir alle konfrontiert sind, nachvollziehen. Auch das Infragestellen der Schlagkraft der Maßnahmen. Aber: Wir befinden uns mitten in einer Pandemie. Wir können nicht darauf warten, bis ein Impfstoff für alle verfügbar ist. Wir müssen die Ausbreitung jetzt stoppen! Wie unerbittlich das Virus ist, zeigt es jeden Tag mit dem Blick auf die Infektions- und Todeszahlen. Und die Beschäftigten in der Pflege und den Gesundheitsberufen kämpfen seit Monaten um jeden einzelnen Patienten. Weihnachten im Lockdown? Ja, ich halte das für angebracht. Weihnachten ist diese eine besondere Zeit im Jahr, in der wir den Blick auf andere richten. Auf Menschen, die wir lieben, es ist das Fest der Nächstenliebe. Weihnachten 2020 kann vielleicht gerade deshalb in diesem Jahr ein ganz besonderes Fest werden. Auch wenn wir in diesem Jahr nicht mit der gesamten Familie feiern können, die Großeltern oder die Tante im Pflegeheim besuchen – aus Rücksicht oder auch aus Vernunft. Rücksichtnahme ist vielleicht das größte Geschenk, das wir uns in diesem Jahr machen können. Keine weiteren Maßnahmen zu treffen halte ich für unverantwortlich. Wir müssen jetzt handeln!
Contra
Michael Theurer (53, Foto: dpa) ist seit 2017 Mitglied im Bundestag, stellvertretender FDP-Fraktionschef und Landesvorsitzender in Baden-Württemberg.

Im Landkreis Lüchow-Dannenberg im Osten Niedersachsens gibt es ein Rolling-Stones-Museum, den Skulpturengarten Damnatz und eine besonders artenreiche Flora und Fauna. Was es dort jedoch nicht gibt, ist eine pandemische Notlage oder gar eine drohende Überlastung des Gesundheitswesens. Pro 100.000 Einwohner wurden zuletzt 4,1 Corona-Fälle in sieben Tagen gemeldet. In Worten: vier Komma eins. Im Bayerischen Wald hingegen eine gänzlich andere Situation. Der Landkreis Regen etwa wies zuletzt 569,7 Fälle pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen auf.
Warum sollte auf diese beiden Lagen identisch mit Härte reagiert werden? Es ist unschwer zu erkennen: Der Vorschlag, das ganze Land nach Weihnachten in einen harten Lockdown zu schicken, ist gut gemeinter Aktionismus. Sinnvoll wäre es stattdessen, einheitliche Regeln festzuschreiben, bei welchen lokalen oder regionalen Werten welche Reaktion erfolgen soll. Also ein Ampelsystem auf Basis von R-Wert, Inzidenz und lokalen Kapazitäten des Gesundheitssystems. Dass dies nicht schon im Sommer eingeführt wurde, ist ein schweres Versäumnis. Parallel sollte eine Weihnachts-Testoffensive gestartet werden. Insbesondere an den derzeit im Aufbau befindlichen Impfzentren sollte bis zur endgültigen Zulassung des Impfstoffes die bereits vorhandene Logistik genutzt werden, um dort auf freiwilliger Basis kostenlose und unbürokratische Antigen-Schnelltests in möglichst großer Zahl durchzuführen. Damit könnten deutlich mehr Infektionen entdeckt und gerade in der kritischen Phase der Weihnachtsfeiertage Ansteckungen im Familienkreis so gut wie möglich verhindert werden.