Heimbewohner und medizinisches Personal (hier zwei Mitarbeiter der Uniklinik in Kiel) zuerst: So lautet die Reihenfolge der geplanten Impfkampagne im kommenden Jahr. Foto: dpa
Von Gernot Heller, RNZ Berlin, Basil Wegener und Sascha Meyer
Berlin. Die Zeichen stehen auf Sturm. Wenn "die Hütte brennt", so hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zugesichert, werde sie sich mit den Ministerpräsidenten rasch zusammensetzen, um im Kampf gegen die Corona-Pandemie gegebenenfalls nachzulegen. Doch noch will Merkels Sprecher Steffen Seibert keinen Termin vor Weihnachten nennen. Dabei drängt die Zeit: Die Infektionszahlen gehen fast überall im Lande nach oben, trotz der gerade erst verlängerten Beschränkungen. Getrieben von Bayern, erwägen immer mehr Bundesländer weitere Einschnitte. Derweil nehmen die Impfpläne konkretere Formen an. Die Ständige Impfkommission stellte am Montag einen Vorschlag zur Priorisierung vor. Dazu können Länder und medizinische Fachgesellschaften nun noch Stellung nehmen – wegen besonderer Eilbedürftigkeit bis Donnerstag. Hintergründe:
Gruppe eins: Sehr hohe Priorität
Zum Start der Impfungen sollen Ältere über 80, Pflegeheimbewohner und bestimmtes Personal mit hohem Infektionsrisiko zuerst zum Zug kommen. Dies entspricht rund 8,6 Millionen Menschen, wie aus dem Entwurf hervorgeht.
Zudem aufgeführt wird Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen wie Notaufnahmen und in der Betreuung von Corona-Patienten, sowie Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu Risikogruppen in der Behandlung von Blutkrebs und der Transplantationsmedizin. Genannt werden auch Pflegepersonal in der ambulanten und stationären Altenpflege sowie andere Beschäftigte in Senioren- und Pflegeheimen.
Einen Rahmen für den Vorrang besonders gefährdeter Gruppen hatte der Bundestag in einem kürzlich beschlossenen Gesetz abgesteckt. Es ist die Basis für die geplante Empfehlung der Stiko, die aber erst nach einer Zulassung des ersten Impfstoffs in Deutschland erfolgen soll. Endgültig festlegen soll die Impf-Prioritäten dann eine Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums, die noch im Dezember kommen soll.
Gruppe zwei: Hohe Priorität
Laut dem Stiko-Entwurf sollen nach der ersten Gruppe mit "sehr hoher" Priorität weitere Gruppen mit besonderen Risiken vorrangig geimpft werden. "Hohe" Priorität sollen etwa 6,7 Millionen Menschen haben, darunter Senioren zwischen 75 und 80 Jahre sowie Menschen mit Demenz oder einer geistigen Behinderung, die in Einrichtungen leben, sowie das dort tätige Personal.
Gruppe drei: Moderate Priorität
Folgen sollen dann ungefähr 5,5 Millionen Menschen mit "moderater" Priorität – etwa Ältere zwischen 70 und 75, Vorerkrankte mit erhöhtem Risiko und ihre engsten Kontaktpersonen, Menschen in Asylbewerber- und Obdachlosenunterkünften, enge Kontaktpersonen von Schwangeren, Personal mit moderatem Infektionsrisiko in medizinischen Einrichtungen und Kliniken sowie Personal in Gesundheitsämtern.
Gruppe vier: Erhöhte Priorität
Als nächstes sollten laut Entwurf rund 6,9 Millionen Menschen mit "erhöhter" Priorität folgen, darunter Menschen zwischen 65 und 70, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Menschen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen wie Saisonarbeiter, Beschäftigte in Verteilzentren oder in der fleischverarbeitenden Industrie.
Gruppe fünf: Gering erhöhte Priorität
Nächste Stufe sind neun Millionen Menschen mit "gering erhöhter" Priorität, etwa Menschen von 60 bis 65 Jahre, Personal in "Schlüsselpositionen" der Landes- und Bundesregierungen, Beschäftigte im Einzelhandel sowie in der "kritischen Infrastruktur" wie Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei, Öffentlicher Personennahverkehr und Abfallwirtschaft.
Gruppe sechs: Niedrige Priorität
"Niedrige" Impf-Priorität haben demnach alle übrigen Menschen unter 65 Jahre, was etwa 45 Millionen entspricht. "Mittelfristig ist es das Ziel, allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung gegen Covid-19 anbieten zu können", heißt es in dem Entwurf. Die Empfehlung solle künftig auch nach Verfügbarkeit aktualisiert werden.