Das Mahnmal der Sinti und Roma in Berlin zur Erinnerung an den Holocaust liegt mitten im Regierungsviertel. Foto: dpa
Von Ingrid Thoms-Hoffmann
Berlin.Und sie bewegt sich doch. Die Deutsche Bahn. Als im März 2020 der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma eher zufällig von den konkreten Plänen der Bahn erfuhr, den Berliner Hauptbahnhof nach einem Beschluss des Senates vollständig an das S-Bahn-Netz anzuschließen, da war die Aufregung bei der Minderheit groß. Ausgerechnet ihr erst 2012 errichtetes Denkmal wäre von der bevorzugten Trasse stark beeinträchtigt worden. "Nicht mit mir", machte damals Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, im RNZ-Gespräch die "Unantastbarkeit" zur Bedingung weiteren Vorgehens.
Zwanzig Jahre lang hatte er um dieses "Symbol der Trauer und der Erinnerung" gekämpft. Gleichzeitig signalisierte er aber auch Gesprächsbereitschaft, um für beide Seiten zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Denn eines war auch ihm bewusst: "Berlin braucht die S 21 und wir als Teil dieser Gesellschaft wollen daran mitwirken."
Einige Monate später und nach intensiven Gesprächen legte die Bahn jetzt mit der Variante 12h eine Trasse vor, in der auch Rose "eine gute Grundlage für die weitere Planung der S 21" sieht. Vorgestellt in der aktuellen "Großen Runde", zu der Berlins Bausenatorin Regine Günther Vertreter des Bundestages, des Senats, der Bahn und des Zentralrates eingeladen hatten.
"Der Schutz und die Bewahrung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten 500.000 Sinti und Roma Europas hat für den Zentralrat stets oberste Priorität. Dieser Ort ist ein Ort des Gedenkens für die Angehörigen unserer Minderheit, aber er ist gleichzeitig auch ein Ort, an dem sich die Bundesrepublik zu ihrer Verantwortung an dem Holocaust durch die Nazis bekennt", so Rose. Mit der neuen Variante, die das Denkmal "weitestgehend unberührt" lasse, sei die Basis für weitere Gespräche gelegt worden: "Maximaler Schutz des Denkmals mit einer realisierbaren Trassenführung".
So werde dank der Untertunnelung, die in knapp zehn Meter Entfernung und drei bis vier Meter Tiefe neben dem "Schwarzen Becken" verläuft, die Oberfläche des Denkmalgebietes vollständig geschützt, eine offene Baugrube für die S 21 wird es nur vor und hinter dem Gelände geben. Lediglich der Versorgungstunnel müsse in einer viermonatigen Bauzeit in Teilen neu gebaut werden, um Raum für den S-Bahn-Tunnel zu schaffen. "Damit wurden die Forderungen des Zentralrates erfüllt, der sich für einen maximalen Schutz der Stätte ausgesprochen hatte, die ebenso wie der Reichstag oder das Jüdische Mahnmal zu den ‚Zwangspunkten‘ gehört, die nicht tangiert werden dürfen". Selbstverständlich ist für Rose aber auch, dass der Zentralrat die weitere Detailplanung intensiv begleiten wird.
Dass Bahn und Politik sich bewegten, das sei auch das Ergebnis der "vielen Menschen und Institutionen, die sich öffentlich für den Schutz des Denkmals eingesetzt haben", zeigt sich Rose dankbar.