Von Peter Wiest
Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Musiker, auch und gerade auf internationalen Bühnen: Till Brönner gilt als einer der weltbesten Jazz-Trompeter und Virtuosen. Bereits im Jahr 2007 veröffentlichte er sein "Christmas Album", das bisher allerdings nie live zu hören war. Das wird sich jetzt ändern: Auf der "Better than Christmas"-Tour spielen Brönner und seine Band unter anderen im Mannheimer Rosengarten.
Herr Brönner, Ihre neue Tour heißt "Better than Christmas". Was ist für Sie denn besser als Weihnachten?
Till Brönner: (lacht) Ich merke, der Titel wirft Fragen auf – und das hatte ich mir offen gestanden auch ein wenig erhofft. Das "Christmas Album", das ich 2007 herausgebracht habe, enthält ja tatsächlich sehr viel Weihnachtsmusik – aber eben nicht nur. Da sind auch sehr persönliche Dinge darauf zu finden – oder, wenn Sie so wollen, eben Gefühle, wie ich selbst sie mit Weihnachten verbinde. Von den großen Weihnachtskatalogen in den Fußgängerzonen ist das schon ein wenig entfernt. "Better than Christmas" soll nicht "besser", sondern eher "mehr" als Weihnachten bedeuten – mit Blick auf uns und unsere Gesellschaft. Ist Weihnachten für alle Menschen gleich schön? Ich fürchte eher nicht.
Sind sie ein politischer Musiker?
Eigentlich ist jeder Jazz-Musiker in gewisser Weise politisch. Das Genre positioniert sich seit jeher als Botschaft für Freiheit. Die Freiheit, das machen zu können, wonach einem gerade ist. Das ist heute politischer denn je.
Was hat Sie eigentlich ursprünglich zum Jazz und speziell zur Trompete gebracht?
Die Trompete ist ein Instrument, das ursprünglich ja vom Schlachtfeld stammt, wo sie als "Signalinstrument" eingesetzt wurde. Ich selbst bin in den 70er-Jahren mit der Trompete in Berührung gekommen, über Fernsehshows, wie sie damals für den Samstagabend gestaltet wurden und in denen immer Orchester spielten, etwa Max Greger oder Horst Jankowski. Die Trompeter faszinierten mich, und ich habe mir danach tatsächlich so etwas wie meinen Lokomotivführer-Traum verwirklicht, indem ich selbst Trompeter bei Horst Jankowski geworden bin. Natürlich musste er mich zuvor hören (lacht). Aber die Geschichte ist wirklich wahr, und noch heute kneife ich mich manchmal dafür in den Arm.
Als Künstler unternehmen Sie immer wieder mal Ausflüge in andere Genres. Unter anderem sind sie ja mittlerweile auch als Fotograf bekannt geworden und machen erfolgreich Ausstellungen. Wie geht das zusammen?
Letztendlich sind diese Genres ja alle miteinander verwandt. Es gibt nicht wenige Künstler, die neben ihrem ersten Fach fotografieren oder malen. Ich selbst empfinde die Fotografie als wunderbare Ergänzung dessen, was ich sonst tue – und sehe mich mittlerweile längst auch als audiovisuellen Künstler.
Unternehmen Sie auch musikalische Ausflüge in andere Genres, etwa in den Rock- und Pop- oder den Klassik-Bereich?
Ja, das habe ich ja immer mal wieder getan. Ob das Künstler wie Yello waren oder 1999 das letzte Studio-Album von Hildegard Knef als Produzent: Ich war gerne immer mal außerhalb meines eigenen Tellerrandes mit von der Partie – und es ging mir gut damit. Auch wenn ich solche Ausflüge mittlerweile etwas gedrosselt habe und mich jetzt doch wieder mehr auf mich selbst konzentriere.
Jetzt sind Sie mit einer internationalen Band als Septett unterwegs. Auf was darf man sich da bei Ihren bevorstehenden Auftritten freuen?
Das könnte man als spannenden Streifzug durch mein bisheriges Schaffen bezeichnen. Die Band selbst ist total handverlesen. Das sind international renommierte Musiker, vom holländischen Pianisten Jasper Soffers über den amerikanischen Schlagzeuger David Haynes bis hin zu Frank McComb, einen R&B-Sänger aus Los Angeles, den wir extra für die Weihnachtstour dabei haben. Mir hat es von jeher Spaß gemacht, unter einer solchen Fülle und Farbenvielfalt Konzerte zu geben – und das wird jetzt wieder so sein.
Sie waren 2016 der einzige deutsche Musiker beim Allstar-Konzert im Weißen Haus vor dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama. Wie war das?
Das war ungeheuer beeindruckend – in jeder Hinsicht. So ein Konzert hatte es dort ja vorher noch nie gegeben. Das war ein musikhistorisches Event. Und es war auch ein wichtiges Statement, das Obama damals machte. Unter dem derzeitigen Präsidenten wäre das nur schwer denkbar.
Am 21. November treten Sie in Mannheim im Rosengarten auf. Kennen Sie die Stadt und die hiesige Region eigentlich?
Aber ja. Ich habe bei meinen zurückliegenden Besuchen in der Region die Menschen dort als sehr bodenständig kennengelernt. Mannheim ist ja mittlerweile als Musikstadt international bekannt, und über Heidelberg als die große Universitätsstadt muss man wirklich nichts mehr sagen. Es ist eine Gegend mit viel Musiktradition und ich komme immer wieder gerne dorthin zurück. Und ich habe dort auch Freunde und Kollegen – den Trompeter Thomas Siffling etwa, der ja jetzt diesen wunderbaren Ella & Louis-Jazzclub im Rosengarten ins Leben gerufen hat. Da kann ich nur laut applaudieren.
Info: Im Rahmen seiner Tour "Better than Christmas" macht Till Brönner am 21. November, um 20 Uhr Halt im Rosengarten Mannheim. RNZ-Ticket Seite 23; von 48,35 bis 74,80 Euro.