Der Bart muss ab: Elektrisch geht das deutlich einfacher als nass. Foto: Getty
Von Benno Schwinghammer
Es gibt Fragen, die manchmal Rettung für stockende Konversationen bringen. Berge oder Meer? Hund oder Katze? Hat ja eigentlich jeder eine Meinung zu. Vor 90 Jahren legte Jacob Schick den Grundstein für eine weitere: Trocken oder nass? Am 18. März 1931 verhalf Schick dem strombetriebenen Bartschneider zum Durchbruch. Vorangegangen waren Jahre der Tüftelei.
Wildes Gesichtshaar hat die Menschen offenbar schon immer gestört. Unsere Vorfahren benutzten Muscheln und scharfkantige Steine, um sich ihres Bartes zu entledigen. Als Kupfer-Rasierklingen erfunden wurden, hatte die Bartlosigkeit in Alexander dem Großen eine ihrer ersten Fashion-Ikonen.
Die Klingen wurden schärfer, die Rasierer professioneller: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging die Nassrasur mit Schaum zumindest bei geübten Benutzern ohne blutende Wunden vonstatten. Dem US-Soldaten Jacob Schick reichte das nicht. In den 1910er-Jahren war er in Alaska stationiert und hatte es satt, bei Minusgraden die Eisdecke eines Sees zu brechen, um für die Nassrasur benötigtes Wasser zu schöpfen. Da es in Alaska auch sonst nicht viel zu tun gab, hatte Schick Zeit, seine Idee eines elektrischen Rasierers voranzutreiben. Der Prototyp war aber noch sehr unhandlich: Der externe Motor, mit dem Scherkopf durch ein Kabel verbunden, war so groß wie eine Grapefruit – Hersteller lehnten das Produkt ab.
Nach dem Ersten Weltkrieg trieb Schick seine Erfindung voran. Er entwickelte einen kleineren Motor, der in den Rasierer passte; Ende der 20er-Jahre war sein Gerät marktreif. Er gründete eine Firma und brachte seinen Rasierer 1931 in New York in die Geschäfte. Zunächst hielten sich die Verkaufszahlen in Grenzen, doch der Erfinder baute sein Geschäft aus und erreichte schließlich Millionenverkäufe.
Schicks Konkurrenz wuchs schnell – unter anderem mit den heute noch bekannten Marken Remington und Braun. Die Geräte wurden günstiger und technisch ausgefeilter, der Elektrorasierer erlebte einen regelrechten Hype. Doch eins schaffte er nicht: Seinen stromlosen Kollegen zu verdrängen: Noch immer hält sich die Schaum-Prozedur wacker – für Fans ist sie ein Lebensgefühl. Nass oder trocken? Das wird wohl auch in Zukunft Thema bleiben.