Weltmarktführer mit langer Tradition

19.01.2020 UPDATE: 28.01.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 8 Sekunden

Die Entstehung: Die Vorgeschichte von Gelita geht auf das Jahr 1875 zurück, als eine Gelatinefabrik in Schweinfurt gegründet wurde. Diese fusionierte 1888 mit einer Fabrik, die Heinrich und Paul Koepff in Göppingen gegründete hatten, zu den "Deutsche Gelatine-Fabriken AG Göppingen und Schweinfurt" (kurz DGF AG). Im selben Jahr entstand unabhängig davon in Heidelberg-Ziegelhausen durch Heinrich Stoess eine Fabrik, die vor allem Gelatine zur Beschichtung von Bildträgern herstellte. 1929 zogen Firmensitz und Produktionsstätte aus Kapazitätsgründen unter dem Namen "Chemische Werke Stoess & Co. GmbH" nach Eberbach.

Das "Dritte Reich": Während der Nazizeit gab es enge Verbindungen zur NSDAP, die in Eberbach besonders stark vertreten war. Bis März 1932 wirkte an leitender Stelle Stoess’ Verwandter Wilhelm Keppler, ein hoher NS-Funktionär, der zeitweise Adolf Hitlers persönlicher Wirtschaftsberater war.

Der neue Name: Nach dem Ende der Naziherrschaft taten sich die "Chemische Werke Stoess & Co. GmbH" mit den DGF zusammen, 1972 erfolgte schließlich die Fusion zur "Deutsche Gelatine-Fabriken Stoess GmbH" in Eberbach. 1989 wurde die GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Aktien halten die Gründer-Nachfahren der Vorläufer-Unternehmen. 2005 wurde das Unternehmen umbenannt in "Gelita AG".

Der Familienstreit: Seit Jahrzehnten schwelt ein Streit zwischen den Familienzweigen um Hauptaktionär Philipp Koepff, der rund 65 Prozent der Anteile hält, und seinen Onkel Peter Koepff (zusammen mit seinen Kindern etwa ein Drittel der Anteile). Der Konflikt spitzte sich zu, als Gelita 2012 eine Beteiligung am Medikamentenkapsel-Hersteller R. P. Scherer für 43 Millionen Euro verkaufte – aus Sicht von Peter Koepff zu billig und ohne strategischen Grund. Es gab mehrere Gerichtsverfahren. Im März 2018 legte Peter Koepff den Grundstein für eine Gelatine-Fabrik im rund 25 Kilometer entfernten Neidenstein. Dort will er unter dem Namen Gelinova unter anderem Blattgelatine herstellen.

Die Zahlen: Gelita beschäftigt rund 2500 Mitarbeiter an mehr als 20 Standorten weltweit, rund 650 davon in Eberbach. 2018 machte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 696 Millionen Euro.