Stillstand beim Gemeindezentrum

Vorhaben der katholischen Kirchengemeinde liegt auf Eis - St. Pankratius nun unter Ensembleschutz - Gespräche mit Denkmalamt ruhen

11.05.2020 UPDATE: 11.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Stillstand beim Gemeindezentrum

Der marode Turm der St. Pankratiuskirche, die defekte Heizung und natürlich das "Überthema" Corona: Nein, die katholische Kirchengemeinde in Dossenheim hat gerade wahrlich nicht die vergnüglichsten Themen auf der Agenda. Auch dadurch ist ein Projekt aus dem Blickfeld geraten, das vor gut zweieinhalb Jahren die gesamte Bergstraßengemeinde in Wallung brachte: die Neubaupläne für ein Gemeindezentrum rund um das Gotteshaus. "Wir haben das nicht mehr groß weiterverfolgt, es tut sich nichts", sagt Pfarrer Ronny Baier auf RNZ-Nachfrage. Kirche und Pfarrhaus stehen mittlerweile unter besonderem Denkmalschutz. "Dadurch sind die bisherigen Pläne alle für die Katz’", so Baier.

Nach vielen verworfenen Ideen und Plänen hatte die Kirchengemeinde im Oktober 2017 mit Unterstützung des Erzbischöflichen Bauamts in Heidelberg eine Bauvoranfrage bei der Gemeinde Dossenheim eingebracht. Diese sah nicht nur ein eingeschossiges Gemeindehaus mit gut 500 Quadratmetern Grundfläche vor, sondern an anderer Stelle auch zwei Wohnhausprojekte zur Finanzierung. Die Pläne lösten in Dossenheim eine teils hochemotionale Diskussion aus. Das Verbauen der freien Sicht auf die neobarocke Kirche, der freien Wiesen und Gärten rundherum – eine der wenigen Grünflächen im Ortskern – sowie Mangel an Kommunikation und Parkplätzen waren die größten Kritikpunkte.

Letzten Endes lehnte der Technische Ausschuss des Gemeinderats die Bauvoranfrage ab und verhängte eine mindestens zweijährige Veränderungssperre. "Dieses Instrumentarium hat seinen Zweck erfüllt", sagt Dossenheims Bauamtsleiter Jörg Ullrich auf RNZ-Nachfrage. Solange von Kirchenseite kein neuer Vorstoß erfolgt, werde die Gemeinde in der Bauleitplanung nicht tätig und auch ein geplanter Bebauungsplan für das Areal nicht entworfen. "Wir warten ab, was bei den Gesprächen zwischen Kirche und Denkmalschutz herauskommt", so Ullrich.

Das Landesdenkmalamt spielt – wie auch bei der Sanierung des Kirchturms – eine wichtige Rolle. Im Zuge der Bauvoranfrage hat es die Situation um die Kirche genauer angeschaut und neu bewertet. Das Ergebnis: "Die Kirche samt Pfarrhaus wurde zu einem besonderem Denkmal hochgestuft, das unter Ensembleschutz steht", erklärt Ronny Baier. Klingt im ersten Moment nach einer guten Nachricht. Im zweiten Moment weniger: "Was eine mögliche Bebauung angeht, schränkt es vieles ein und bewirkt Zusatzkosten", so der Pfarrer.

"2017 hatten wir ein Zeitfenster, das ist jetzt leider zu", sagt Pfarrgemeinderätin Michaela Marcolini. Der Bedarf für ein neues Gemeindezentrum bestehe weiter – das Problem mit der Finanzierung ist aber größer denn je. Der im April gewählte, neue Pfarrgemeinderat soll sich mit der Gesamtsituation vertraut und einen neuen Anlauf machen. Angesichts der Corona-Lage konnte die konstituierende Sitzung noch nicht stattfinden. Mit anderen Worten: Es herrscht Stillstand bei dem Thema.

Und andere Dinge drängen. In der 1926 eingeweihten St. Pankratiuskirche gebe es an vielen Ecken Probleme, so Marcolini. Akut sei vor allem die Heizungsanlage. "Da fällt einiges an. Und da wollen und müssen wir uns auch, was den Energieverbrauch angeht, für die Zukunft aufstellen", betont Pfarrer Ronny Baier. (bmi)