Hintergrund Weinstube Schriesheim

04.09.2019 UPDATE: 04.09.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 10 Sekunden

Warum früher nicht alles besser war

Ob Weinflaschen, die gleich am Eingang stehen, oder die eisernen Reben, die als Dekoration den Raum zieren: Dass Wilhelm Müller nicht nur Gastronom, sondern auch mit Herzblut Winzer ist, ist in seiner Weinstube auf den ersten Blick zu erkennen.

Ähnlich wie seiner Tochter die Leidenschaft für die Gastronomie in die Wiege gelegt wurde, hat auch Wilhelm Müller die Liebe zum Weinbau bereits seit Kindertagen entwickelt. Schon sein Vater Martin sei Aufsichtsratsvorsitzender der Winzergenossenschaft gewesen, erinnert sich Wilhelm Müller zurück.

Sechs Traubensorten baut er heute auf rund 2,5 Hektar Fläche an. Und über viele Jahrzehnte hinweg konnte er beobachten, wie sich der Weinbau Stück für Stück veränderte. "Früher war es viel mehr körperliche Arbeit, heute läuft ganz vieles maschinell", nennt Müller als größten Unterschied. Doch das heißt nicht immer, dass die Arbeit einfacher wird. "Die Arbeit mit den Maschinen braucht sehr viel Konzentration", weiß er aus eigener Erfahrung. Früher sei man nach einem Tag im Weinberg vielleicht körperlich erschöpft gewesen, dafür sei man heute im Kopf mehr gefordert.

Die Zeit der Lese habe sich zudem gerade in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel deutlich nach vorne verschoben. Doch nicht nur in ihrer Arbeitsweise müssen die Winzer mit der Zeit gehen: Auch die Weinsorten, die sie produzieren, seien immer unterschiedlich gefragt. "Auch der Geschmack der Konsumenten hat sich gewandelt, und dem müssen wir uns anpassen", sagt Müller. Während heute der Schwerpunkt auf den Burgundersorten läge, seien vor einigen Jahren noch Riesling oder Silvaner an der Spitze der beliebtesten Sorten gestanden.

Ein Wandel, über den sich Müller besonders freut, ist die Kollegialität unter den Schriesheimer Winzern. "Das hat sich zum Glück weg von den Alphatieren und hin zu einer tollen Gemeinschaft entwickelt", sagt er und lacht. "Es geht nur noch gemeinsam."