Hintergrund - Was ist eine Sekte?

08.10.2018 UPDATE: 11.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 22 Sekunden

Was ist eine Sekte?

Bei dem Wort Sekte denken viele Menschen zuerst an radikale Gemeinschaften und mysteriöse Gurus. Tatsächlich gibt es aber keine einheitliche Definition des Begriffs. Sekte leitet sich von dem lateinischen Wort sequi (deutsch: folgen) ab und bezeichnet zunächst eine Gruppe von Menschen, die einer gewissen Idee oder Person folgen. Erstmals ist das Wort im 3. Jahrhundert v. Chr. bei dem Dichter Gnaeus Naevius bezeugt.

Aus theologischer Sicht sind Sekten Abspaltungen, die sich von der jeweils offiziellen Kirchenlehre abgrenzen. In der Soziologie bezeichnet der Begriff oft eine Minderheit innerhalb der Gesellschaft. Allerdings sind die Definitionen auch hier zum Teil widersprüchlich.

Wie viele Mitglieder haben Sekten in Deutschland?

Genaue Mitgliederzahlen neureligiöser Gemeinschaften fehlen. Experten gehen von mindestens zwei Prozent der Menschen in Deutschland aus, die zu einer solchen Gruppierung gehören. Der Graubereich dürfte jedoch noch wesentlich größer sein. Ein Grund, den Experten nennen: Gerade die Esoterik hat in den vergangenen Jahren mehr Menschen angezogen. Auch dort bilden sich kleine Gruppen mit einem teils starken Abhängigkeitsverhältnis zu Anführern.

Immer wieder warnen Fachleute vor Gefahren, die von einigen Sekten ausgehen. Dabei geht es zunächst um negative Konsequenzen für die Anhänger einer Gruppe selbst. Gefährlich wird es demnach vor allem dann, wenn die Mitglieder finanziell und psychisch stark abhängig sowie von der Außenwelt abgeschottet sind. In seltenen Fällen können Sektenanhänger auch andere außerhalb ihrer Gemeinschaft bedrohen oder Anschläge begehen.

Gefährliche Sekten

Im November 1978 begehen in der Siedlung Jonestown im Dschungel Guyanas (Südamerika) 923 Mitglieder der amerikanischen Volkstemplersekte den wohl größten Massenselbstmord in der Geschichte.

Die 90er Jahre gelten als Höhepunkt der Sekten-Hysterie in Deutschland. Viele Menschen sind aufgeschreckt von Scientology-Aussteigerberichten. In Tokio greift eine buddhistisch-hinduistische Glaubensgruppe namens Omu Shinrikyo die Menschen in der Metro mit dem Nervengas Sarin an. 13 Menschen sterben, Tausende werden verletzt. Die Attentäter werden in Deutschland als "Aum-Sekte" bekannt.

Ihr Guru Shoko Asahra (Foto li.) und sechs weitere Mitglieder der Endzeitsekte wurden im Juli 2018 in Tokio hingerichtet.

Zwischen 1994 und 1997 sterben in Kanada, in Frankreich und der Schweiz insgesamt 74 Mitglieder eines geheimen apokalyptischen Ordens durch Mord und Selbstmord: die Sonnentempler. In Kalifornien töten sich 39 Mitglieder der UFO-Religion "Heaven’s Gate". lex