Hintergrund Uni Heidelberg Semesterstart

19.04.2020 UPDATE: 19.04.2020 19:56 Uhr 1 Minute, 8 Sekunden

Debatte zwischen Rektorat undStudenten vor dem Semesterstart

Wie geht es Studierenden vor dem digitalen Semesterstart? "Es gibt viele, die keine Ahnung haben, wie es weitergeht", meint Annalena Wirth, Pressereferentin des Studierendenrats (Stura). Planungsunsicherheit gebe es unter anderem wegen der rasanten Umstellung auf die digitale Lehre. "Die Uni Heidelberg", beklagt Wirth, "hat die Digitalisierung verschlafen in den letzten Jahren." Dieses Versäumnis führe nun dazu, dass Dozenten plötzlich neu lernen müssten, wie sie ihre Vorlesung hielten. Immerhin bringe die Krise auch eine Chance des Fortschritts: "Vielleicht lernen wir alle im Schnelllauf, wie es gehen kann."

Von dem digitalen Lernangebot, so Wirth, könnten aber nicht alle gleichermaßen profitieren, denn viele Studierende seien auf die Infrastruktur von Bibliotheken und Computerräumen angewiesen – die sind im Moment geschlossen. "Die Qualität der Lehre kann keineswegs auf dem bisherigen Niveau sichergestellt werden." Der Stura unterstützt eine Petition, die fordert, das Sommersemester zum "Nicht-Semester" zu machen, also eines, in dem Studienleistungen freiwillig sind.

Die Forderung nach einem "Nicht-Semester" könne man zwar politisch vertreten, meint Marietta Fuhrmann-Koch, Pressesprecherin der Uni. Sie betont jedoch, dass die Unileitung in "regelmäßigem Kontakt" mit der Studierendenvertretung stehe und dass man die Studierenden ständig über aktualisierte Angebote und Richtlinien auf der Webseite der Uni informiere. Sie weist zudem darauf hin, dass die Unibibliothek ihr digitales Angebot ausgeweitet hat und Bücher per Post verschickt.

Was den Vorwurf der versäumten Digitalisierung betrifft, räumt die Pressesprecherin ein: "Digitale Lehre spielt im internationalen Vergleich in Deutschland eine nicht so große Rolle. Insofern gibt es Nachholbedarf." Die Uni Heidelberg, sagt sie, begreife die Krise als "Chance, die digitale Lehre voranzutreiben" – es gebe aber durch die Gewichtung der "forschungsgeleiteten Lehre" eine zusätzliche Hürde: "Hier sind die Studierenden nicht Kunden, sondern Partner im Wissenschaftsprozess. Bei einer Uni dieses Typs wird die Präsenzlehre immer eine große Rolle spielen." (rnz)