Hintergrund - teurer Wodka – Kommentar von Wolfgang Brück

10.02.2019 UPDATE: 10.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Teurer Wodka

Ein Kommentar von Wolfgang Brück

Auf den Mund gefallen ist Ronny Zimmermann nicht. Wortgewaltig parierte der Anwalt aus Wiesloch die Vorwürfe, mit denen ihn Vertreter der Amateurvereine bei einer Podiumsdiskussion in Kirchheim konfrontierten. Der Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes machte ein Klasse-Spiel. Als Verteidiger.

Es ging - natürlich - nicht zuletzt ums Geld. Bei den 36 Profi-Klubs sprudeln die Einnahmen, die 25.000 Amateur-Vereine werden mit Brosamen abgespeist. Der größte Sportverband der Welt hat sich von den Profis über den Tisch ziehen lassen. Gerade mal drei Prozent der Vermarktungs- und Fernsehrechte in Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Euro beansprucht der DFB für seine Amateure.

Ein schwieriges Thema, meint Zimmermann, denn selbst wenn man die 50 Millionen verdoppeln würde, wie solle man das Geld gerecht auf die rund 150.000 Mannschaften in Deutschland verteilen? Bestünde dann nicht die Gefahr, dass der eine auf den anderen neidisch ist, weil der ein paar Euros mehr bekommen hat?

Wir beneiden die Herren in Frankfurt, wenn es ihre einzige Sorge ist, wie man Geld gerecht und sinnvoll verteilt. Aber: Wie, bitteschön, sonst soll man der Krise Herr werden als durch finanzielle Anstrengungen?

Man könnte zum Beispiel die Bolzplätze im Lande beleben. Der DFB hat Abertausende von Trainern ausgebildet, viele sind beschäftigungslos. Es wäre eine prima Sache, die Jungs und Mädels - zusätzlich zum Training im Verein - unter Anleitung kicken zu lassen. So wie früher beim Straßenfußball.

Es ist nur eine Idee und gewiss gibt es noch andere. Es wäre schön, wenn man anders als, am Donnerstag in Kirchheim, weniger über Risiken und mehr über Chancen reden würde.

Den Profis das Geld - den Amateuren die Ehre heißt es beim DFB. Doch die Zeiten haben sich geändert. Das Ehrenamt wird nicht mehr geachtet wie früher, als man als Chef des Fußballvereins noch was galt in der Gemeinde. Die neue Währung für Wertschätzung ist finanzielle Anerkennung, ob einem das nun gefällt oder nicht.

Stattdessen stöhnen die wenigen, die sich dem Gemeinwohl noch verpflichtet fühlen, unter der Last der Geldbußen und Gebühren. Der Strafen-Katalog kennt kein Erbarmen. Dabei weiß jeder Küchen-Psychologe, dass Belohnung bessere Ergebnisse erzielt als Strafen.

16.000 Mannschaften hat der DFB in den letzten fünf Jahren verloren. Auch in Kirchheim wurde deutlich, wie schlecht die Stimmung bei den Amateuren ist. Ob das die Verbandsspitze, die komplett angereist war, was man ihr hoch anrechnen muss, gemerkt hat? Der DFB, sagt Engelbert Kupka, sei eine geschlossene Gesellschaft ohne Streitkultur. Der CSU-Politiker ist der Kopf der Außerparlamentarischen Opposition. Eine interne Opposition gibt es nicht, zumindest keine wahrnehmbare.

Wenn es stimmt, was der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, werden die Männerbünde bei feuchtfröhlichen Gelagen und teueren Ausflügen geschmiedet. Von Geburtstagsfeiern für 20.000 Euro ist die Rede, von Reisen für mehr als 370.000 Euro, von Champagner für 248 Euro und Wodka für 358 Euro auf der Spesenrechnung. Steuerberater warnen den Deutschen Fußball-Bund, dass die Gemeinnützigkeit gefährdet sei. Wohl gemerkt, Zimmermann wird in dem Spiegel-Beitrag nicht erwähnt. Es gibt keine Zweifel an seiner Redlichkeit. Aber etwas mehr Offensivgeist zu Gunsten seiner Amateure würde man sich wünschen vom früheren Stürmer des VfB Wiesloch.

Es heißt, dass das Amt den Menschen verändert und nicht der Mensch das Amt. Donald Trump hat das Gegenteil bewiesen. Was der amerikanische Präsident kann, könnte - im positiven Sinne - sicher auch der badische Fußballchef.