Hintergrund Reaktionen Rainbach

09.08.2021 UPDATE: 10.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

So reagierten die Stadträte auf die Vorstellung der neuen Rainbach-Pläne der Onigkeit-Gruppe im Gemeinderat:

> Hermino Katzenstein (Grüne) meinte zu den neuen Plänen, dass sich der Investor "deutlich bewegt" habe und den Bürgern einen "großen Schritt" entgegengekommen sei. "Das Originalgebäude und die alte Gaststube bleiben erhalten", betonte Katzenstein. Dazu seien Gebäudehöhen reduziert worden und Satteldächer geplant. Katzenstein freute sich über Gastronomie mit Blick auf den Neckar und vielleicht Außenbewirtschaftung. "Aus unserer Sicht wird der Ortsteil aufgewertet", meinte er. "Wir glauben nicht, dass Grundstückspreise dadurch fallen." Über Geschmack lasse sich streiten und da gebe es eben unterschiedliche Meinungen. Katzenstein gab zu bedenken, dass der Investor trotz erfolgreichen Bürgerentscheids bauen dürfe, wenn er sich an der Umgebungsbebauung orientiere. Dann habe der Gemeinderat aber nichts mehr mitzureden. "Dann ist auch ein Betonklotz möglich und wir könnten es nicht verhindern", meinte er. Auf Katzensteins Nachfrage erklärte Onigkeit-Projektentwickler Fatos Rukiqi, dass ein Mehrfamilienhaus in Holzbauweise errichtet werden soll.

> Steffen Wachert (Freie Wähler) stellte fest, dass der Investor der Forderung einer kompletten Neuplanung mit kleinteiligerer Bebauung, besserer Einpassung der Neubauten in die bestehende Umgebungsbebauung und somit Entfernung beziehungsweise Umplanung der "Schiffchen" nicht nachgekommen sei. "Die vorgelegte Planung passt nach unserer Ansicht nach wie vor nicht in die historische Landschaft mit unserem schönen Dilsberg im Hintergrund und den mittelalterlichen Burgen auf der anderen Neckarseite", so Wachert. Er ärgerte sich, dass die Verantwortlichen auf seine Fragen, wer hinter den beteiligten Firmen stecke, mit Unverständnis reagiert hätten. Es gehe Mitglieder des Gemeinderates sehr wohl etwas an, wer in der Stadt mehrere große Bauvorhaben vorantreibe. "Solange wir in unserer Stadt keinen bezahlbaren Wohnraum mehr für Familien oder Alleinstehende haben, habe ich zumindest ein Problem damit, weitere Luxusvillen willkommen zu heißen", so Wachert. "Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Die Klientel, die sich für Luxusvillen interessiert und sich diese leisten kann, interessiert sich in den meisten Fällen nicht für die Belange unserer schönen Stadt. Ich persönlich finde diese Entwicklung fatal."

> Anne von Reumont (CDU) meinte: "Es ist klar, dass der Investor kein Wohlfahrtsunternehmen ist." Ihre Fraktion wünsche sich auch, dass Menschen bezahlbaren Wohnraum vorfinden. Aber der Investor sei nun einmal in einem hochpreisigen Segment zu Hause. Es könne nicht sein, dass der Investor am Ende baut, was die Mehrheit am schönsten findet. Die Vorstellungen der Bürger seien ohnehin zu verschieden. Der Weg zu einer Bebauung sei noch weit, meinte von Reumont. In kurzer Zeit sei nun aber bereits viel passiert. Viele Anregungen seien schon aufgenommen worden. Sie sah wie Katzenstein die Gefahr, dass nach einem erfolgreichen Bürgerentscheid die "Schiffchen" ohne Beteiligung des Gemeinderates gebaut werden dürfen. Reumont lobte die gute Gesprächskultur mit dem Investor: "Wir fühlen uns sehr gehört und wahrgenommen."

> Winfried Schimpf (SPD) meinte: "Diese Jubelrufe passen nicht in meine Wahrnehmung." Der Wegfall des Hotels werde als Fortschritt gepriesen, dieses sei aber architektonisch und wirtschaftlich ohnehin nicht möglich gewesen. Alle anderen Änderungen seien nur minimal. Die verniedlichend "Schiffchen" genannten dreistöckigen Gebäude mit Tiefgarage und Penthouse würden "die ganze Neckarschleife erdrücken". Sie seien nach wie vor der Knackpunkt: "Die Klötze passen nicht ins Neckartal." Das Bauvorhaben würde zudem die Struktur der Einwohnerschaft stark verändern. Schimpf bezweifelte, dass sich die neuen Bürger in der Stadt engagieren werden. Er zeigte sich "verwundert" darüber, dass der Investor die Planungen erneut im Gemeinderat präsentieren darf: "Wir befürchten, dass damit der Bürgerentscheid beeinflusst werden soll." Er rate den Bürgern weiterhin, für die Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses zu stimmen: "Dann ist Tabula rasa und wir können noch einmal neu diskutieren."

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> Marco La Licata (Linke) fand die Vorstellung der neuen Pläne "in Ordnung". Diese müssten öffentlich werden.