Hintergrund Löbel GBG Mannheim

17.09.2020 UPDATE: 17.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden

SPD, Grüne und Linke kritisieren Löbel, aber auch Kranz: "Das Gegenteil von dem, was er versprochen hat"

Die "Causa Löbel" und das Verhalten der GBG haben in Mannheim mächtig Staub aufgewirbelt. SPD, Linke und Grüne üben heftige Kritik und fordern Aufklärung. "Unfassbar" nennen die Genossen in der SPD Neckarstadt-Ost die "momentanen Vorgänge". Sie werfen Löbel vor, Preise weit oberhalb des Mietspiegels zu verlangen und Wohnraum für Airbnb angesichts des angespannten Wohnungsmarkts im Stadtteil zu zweckentfremden.

Sollte ihm hinter den Kulissen sein Anwalt und GBG-Aufsichtrat Claudius Kranz dabei geholfen haben, Mieter zwischenzeitlich in Drehscheibenwohnungen unterzubringen, "wäre das ein Skandal", sagte SPD-Ortsvereinschef Sascha Brüning laut einer Mitteilung, "und ein Schlag ins Gesicht" jeden Bürgers, der auf der Warteliste für eine Wohnung der städtischen Tochtergesellschaft stehe.

SPD-Stadtrat Reinhold Götz fordert lückenlose Aufklärung und maximale Transparenz. Bestätigten sich die Vorwürfe gegen Löbel und Kranz, nehme die Glaubwürdigkeit der Mannheimer Politik massiven Schaden und müsse personelle Konsequenzen nach sich ziehen. Dass der CDU-Bundestagsabgeordnete eine links-grüne Kampagne vermute und eine Veranstaltung mit dem "fast schon höhnischen Titel ,Welche Miete ist gerechtfertigt oder doch überhöht’" bewerbe, zeuge von fehlendem Feingefühl und Unrechtsbewusstsein.

Inhaltlich ähnlich, aber im Ton etwas moderater äußern sich die Grünen. Kritisch beäugen sie auch die Rolle von Claudius Kranz, der behauptet hatte, dass die GBG den von Löbel "verdrängten" Mieter dauerhaft in einer GBG-Wohnung unterbringen könne. Spätestens an dieser Stelle hätte Kranz als Aufsichtsratsmitglied der Wohnungsbaugesellschaft seinen Mandaten stoppen müssen, monieren die Grünen.

"Das gesamte Vorgehen von Nikolas Löbel als Immobilienbesitzer, Stadtrat und Bundestagsabgeordneter ist wenig geeignet, der Politik der Stadt bei der Beschaffung von bezahlbarem Wohnraum Vertrauen zu verschaffen", sagte Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier.

Die Linke verlangen von Kranz, sein Aufsichtsratsmandat bei der GBG niederzulegen. Und in Richtung Löbel: "Es ist schon dreist genug, dass ein CDU-Politiker, der im Bundestagswahlkampf vollmundig Werbung für mehr bezahlbaren Wohnraum gemacht hat, nun das Gegenteil dessen macht, was er versprochen hat. Zum einen vermietet Löbel Wohnungen zu höchstmöglichen Preisen, zum anderen trägt er zur Verknappung von Wohnraum bei, indem er Wohnungen zur gewerblichen Nutzung beispielsweise Airbnb überlässt", sagte Dennis Ulas, Linken-Bezirksrat in der Neckarstadt-Ost.

Die Methoden, mit denen der CDU-Mann versuche, "die maximale Rendite" aus dem Objekt in der Käfertaler Straße zu erwirtschaften, zeige auch seine Sichtweise auf den Wohnungsmarkt, kommentierte der Mannheimer Mieterverein. "Das ist ein Vorgehen, das wir in der Stadt selten so erlebt haben." (alb)