Hintergrund Leimen Lärm

12.06.2020 UPDATE: 12.06.2020 19:45 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Der Lärm soll aus den Straßen der Stadt verdrängt werden und deshalb soll Tempo 30 kommen – möglichst weitreichend. Das war Konsens im Gemeinderat, als er einstimmig die dritte und damit nächste Stufe der Lärmaktionsplanung auf den Weg brachte. In der Diskussion ging es aber auch um die Gesundheit, um Auto-Poser und um Strafzettel.

> Michael Reinig (GALL) brachte die schlussendlich allseits aufgegriffene Forderung "Tempo 30 von Ortsschild zu Ortsschild" vor, zunächst aber nur mit Blick auf den Bergstadtteil Gauangelloch: Auf der dortigen Hauptstraße sprengt der Verkehrslärm abschnittsweise jegliche Lärmempfehlung. Aber auch auf anderen belasteten Straße solle die Geschwindigkeitsbegrenzung eher großzügig eingeführt werden. Explizit lobte er die Verwaltung, dass sie sich bei der Lärmkartierung nicht auf die vorgeschriebenen Bundes- und Landesstraßen beschränkt hatte.

> Mathias Kurz (FW) wunderte sich, weshalb der Gauangellocher Ortsteil Ochsenbach bei der Lärmkartierung überhaupt nicht auftaucht. Auch dort müsse man sich bezüglich eines Tempo- 30-Limits Gedanken machen: Wenn der Bus mit Radau durch die Ortsstraße brumme, dann scheppere im Schrank das Geschirr.

> Peter Anselmann (CDU) geißelte den Lärm als Stressfaktor und eine wesentliche Rolle würden dabei die gefahrenen Geschwindigkeiten spielen. Eine Tempo-Reduzierung von 50 auf 30 Stundenkilometer senke den Lärm um sieben Dezibel, was beinahe einer Halbierung gleichkomme. Entsprächen 65 Dezibel einem Fernseher bei Zimmerlautstärke, stünden 55 Dezibel für einen laufenden Kühlschrank. Jenseits dessen: Mit Tempo 30 würde mancher Auto-Poser in seine Schranken gewiesen. Anselmann: "Wer mit 80 statt mit 30 unterwegs ist, ist den Lappen los." Sprich den Führerschein.

> Klaus Feuchter (FDP) ließ keinen Zweifel aufkommen: "In Wohnbereichen wollen wir keinen Lärm haben." Er rieb sich daran, dass bei der Kartierung der lärmgeplagten Gebäude in der Stadt auch die Anzahl der Bewohner erfasst wurde. "Datenschutzrechtlich bedenklich", befand er, und "wurschtegal" für den berechneten Lärmeintrag.

> Holger Bortz (GALL) hatte den Eindruck, dass nach dem massiven Druck, mit dem die Polizei die Mannheimer Auto-Poser bekämpft, sich ein Teil der Szene nach Leimen verlagert habe – von Motorrädern bis zu getunten Autos. Nach diesen Krachmachern könne man inzwischen die Uhr stellen, plädierte er für eine Vertreibung mittels verstärkter Kontrollen.

> Peter Sandner (SPD) nannte den Lärmaktionsplan einen "Schritt nach vorne", zumal es Tempo 30 bislang noch viel zu wenig im Stadtgebiet gäbe. Die Ortschild-zu-Ortsschild-Lösung nannte er auch mit Blick auf lärmintensive Beschleunigungen "am sinnvollsten".

> Christa Hasenpflug (GALL) hatte kein Problem mit Tempo 50 – wenn sich nur alle daran halten würden. Wer dann aber mit 70 Stundenkilometern unterwegs sei, käme bei einem Strafzettel billig davon. Bei einem Tempolimit auf 30 sähe das aber anders aus, "dann wird’s mit Tempo 70 richtig teuer".

> Dieter Klumpp, Sprecher am Polizeipräsidium Mannheim, widersprach auf RNZ-Anfrage der Vermutung, wonach sich ein Teil der überörtlichen Mannheimer Poser-Szene nach Leimen verlagert habe. Den Posern ginge es darum, anzugeben und Aufmerksamkeit zu erregen. Dafür eigne sich Leimen nicht, anders als Heidelberg, wo Poser inzwischen den Bismarckplatz gerne umrunden. In Leimen gibt es Klumpp zufolge aber eine eigene Szene mit aufgemotzten Autos, die sich vorzugsweise auf den Parkplätzen am Freibad und vor dem ehemaligen Olympiastützpunkt treffe. (fre)