Hintergrund - Kirchliches Persnalkarusell dreht sich schnell

In vielen Kirchenbezirken der badischen Landeskirche sind Vakanzen momentan ein großes Thema. Die evangelische Landeskirche begegnet dem Nachwuchsmangel mit einer Werbeoffensive für den Pfarrberuf und dem Pfarrbildprozess, der die Arbeitssituation der Pfarrer in den Blick nimmt.

02.07.2019 UPDATE: 02.07.2019 19:38 Uhr 56 Sekunden

Früher erstreckte sich die Pflichtvakanz, also die Zeit, in der kein Pfarrer der Gemeinde zugeordnet war, über sechs Monate. Mittlerweile wurde die Frist auf zwei Monate verringert. Normalerweise dauert es aber deutlich länger, bis ein neuer Pfarrer seine Stelle antritt. Die Kirche sieht dies nicht nur negativ: Währenddessen wird häufig das Pfarrhaus renoviert. Und Vakanzen bieten die Chance, dass Veränderungen innerhalb einer Gemeinde möglich sind, erklärt Dekanin Christiane Glöckner-Lang. Folge ein neuer Pfarrer zu schnell auf den bisherigen, werde sehr viel verglichen. Ein Zeitraum von einem Jahr sei gut zu stemmen, "alles, was darüber hinaus geht, wird schwierig".

Freie Pfarrstellen werden im Gesetzes- und Verordnungsblatt ausgeschrieben. "Aber ich versuche auch, aktiv Pfarrer in den Kraichgau zu ziehen", erklärt die Dekanin. Zum Beispiel, indem sie Kollegen anruft, von denen sie weiß, dass sie gerne die Stelle wechseln möchten. Pfarrer sind gehalten, sich regelmäßig zu verändern: Alle zwölf Jahre werden sie zu einem Wechselgespräch eingeladen. Familiäre Gründe beispielsweise erlauben jedoch, dass Pfarrer ihre Stelle über längere Zeiträume innehaben.

Die meisten Pfarrer im Kraichgau betreuen mehr als eine Gemeinde, einige von ihnen drei. Dies wird häufig als zusätzliche Herausforderung gesehen. Die Dekanin betont aber auch die Vorteile des Landstrichs, sie "liebe den Kraichgau". Denn hier könne der Pfarrer noch sehr nahe an den Menschen sein. Und in den Gemeinden engagieren sich viele Gläubige ehrenamtlich, wie Glöckner-Lang unterstreicht - sei es beim Konfirmandenunterricht, bei Festen oder bei Umbaumaßnahmen. (cbe)