Hintergrund - Hardheim Heimatvertriebene

30.03.2021 UPDATE: 30.03.2021 06:00 Uhr 44 Sekunden

> Erna T., Jahrgang 1929, kam aus Südmähren nach Hardheim:

"Endlich ging dann der Güterzug mit 40 Waggons in Mißlitz ab. Zurück in unserer Heimatgemeinde blieben nur die deutschen Familien mit vielen Kindern und die Familien, deren Väter noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren. Vor dem Besteigen des Zuges wurde nochmals von den tschechischen Partisanen das gesamte Gepäck durchwühlt und brauchbare Dinge weggenommen. Der Transport dauerte drei Tage und Nächte. Nachts hielt der Zug in Prag und in Pilsen, wobei die Türen geschlossen waren. Während des Transportes gab es von den Tschechen nur eine Wassersuppe. In Furth im Walde wurde alles ausgeladen, und jeder wurde entlaust. Es wurde Essen verteilt, und dann ging es mit einem anderen Zug weiter. In Nürnberg hatte der Zug etwa sechs Stunden Aufenthalt, und dort hieß es dann zu uns: ,Ihr kommt in eine arme Gegend!‘ Am 20. Juni 1946 erreichte der Zug dann Seckach in Nordbaden, und alles wurde auf Lkw verladen und in das Barackenlager "Klinge" gebracht. Das war ein ehemaliges Arbeitslager; heute ist dort eines der größten Kinderdörfer der Bundesrepublik. Hier gab es erstmals eine gute Verpflegung und vor allem Milch für die Kinder." (hs)