Hintergrund Gründung der RNZ

01.09.2020 UPDATE: 04.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 4 Sekunden

Die Gründung der RNZ

5. September 1945: Die Journalisten Dr. Hermann Knorr, Dr. Rudolf Agricola und Dr. Theodor Heuss erhalten aus den Händen des US-Oberst John Stanley die Lizenz No. 9 zur Gründung einer Zeitung (Foto oben links). Alle drei sind unter 60 Interessierten herausgefiltert worden. Bedingung ist ihr demokratisches Verständnis und der Wille, gemeinsam den Kurs der künftigen Zeitung zu steuern.

Männer mit publizistischer Erfahrung: Alle drei arbeiten bereits zuvor als Redakteure. Hermann Knorr war Redakteur beim "Neckarboten" gewesen und saß als ehemaliger SPD-Landtagabgeordneter und Gewerkschafter gleich zweimal während der NS-Diktatur in Haft – einmal für mehrere Wochen im KZ Dachau. Die Nazis belegten ihn mit einem Publikationsverbot. Theodor Heuss war Chefredakteur der Heilbronner "Neckarzeitung" gewesen. Ebenfalls ein politisch Aktiver, der für die Liberalen im Reichstag bis zu dessen Zwangsauflösung saß. Auch Rudolf Agricola war bereits vor seiner RNZ-Zeit Journalist gewesen, der Ladenburger Kommunist hatte für die "Neue Badische Landeszeitung" in Mannheim gearbeitet sowie für die "Sozialistischen Monatshefte". Ihn verurteilte das NS-Regime aus politischen Gründen zu acht Jahren Zuchthaus.

Die Startauflage der RNZ beträgt 200.000 Exemplare. Als neben der Lokausgabe noch eine "Zonenausgabe" hinzukommt, klettert die Zahl der Druckexemplare auf 360.000 pro Ausgabe. Stets vier Seiten – sowohl das Zeitungspapier als auch die Farbe werden nämlich von den Besatzern kontingentiert.

31. August 1948: Die Epoche des parteiübergreifenden gemeinsamen Aufbruchs endet. Rudolf Agricola nimmt eine Professur in Halle an der Saale, in der späteren DDR, an.

12. September 1949: Theodor Heuss wird erster Bundespräsident – damit endet seine RNZ-Herausgeberschaft. Hermann Knorr führt fortan die Geschicke der Zeitung. Seine Söhne Winfried und Ludwig treten später das Erbe an. Heute leiten die Enkel von Hermann Knorr – Inge Höltzcke, Joachim Knorr und Michael Gindele – die RNZ und ihre Tochterfirmen.