Hintergrund Dielheim Regionalplan Innenverdichtung

11.06.2021 UPDATE: 11.06.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Die große Herausforderung Innenverdichtung

Eine intensive Debatte über den Bedarf an weiteren Flächen für Wohnraum oder Gewerbe hatte sich in der jüngsten Dielheimer Gemeinderatssitzung entwickelt. Hintergrund ist die Regionalplanung, die derzeit fortgeschrieben wird und von der Dielheim abhängig ist.

Der "Flächenfraß" stieß bei einer Mehrheit auf Kritik, nicht genutzten Grundstücken innerorts müsse vordringlich das Augenmerk gelten. "280 Bauplätze liegen in Dielheim brach", sagte beispielsweise Klaus Eberle (CDU).

Gründe für ein möglichst großes Potenzial an nutzbaren Flächen finden sich im Dielheimer Gemeindeentwicklungskonzept. Es nennt laut Bürgermeister Thomas Glasbrenner einen Bedarf von über 18 Hektar bis 2035. Nur zwölf Hektar sieht aber der Regionalplan für Dielheims weiteres Wachstum vor, noch weniger, nachdem eine Ratsmehrheit die Verkleinerung einer möglichen Erweiterungsfläche ("Weißbaum") beschlossen hat.

Klar sei, so Glasbrenner, dass man die Innenentwicklung vorantreiben müsse, und das bevorzugt. In dieselbe Kerbe schlug auch Josef Blum (SPD): Man wolle sich einem Wachstum nach außen nicht verschließen, aber innen müssten die Prioritäten liegen. Daher brauche man, so Blum, im Rathaus auch einen Manager für Baulücken oder sonst brachliegende Flächen.

Die von Eberle genannten 280 Baulücken aber nannte Jan-Sören Wipfler (CDU) "sehr theoretisch": Sie seien in Privatbesitz, die Gemeinde könne darüber nicht verfügen. Daher müsse Dielheim nach außen wachsen. Innen stoße man an Grenzen, stimmte Glasbrenner zu. Mahnendes Beispiel seien Gemeinden, etwa St. Leon-Rot, die weitgehend vergeblich versucht hatten, Privatbesitzer zur Nutzung ihres Grundstücks zu bringen. Die Frage sei: "Was ist auf dem Markt?" Die Rufe würden lauter, "proaktiv auf die Eigentümer zuzugehen", so der Bürgermeister, aber das werde ein enorm großer Aufwand.

Immerhin gibt es auch ein positives Beispiel: das Areal der ehemaligen Zigarrenfabrik Landfried in Dielheim. Es misst 4500 Quadratmeter, wie Glasbrenner gegenüber der RNZ erläuterte: "Innerorts so eine Fläche entwickeln zu können, ist eine tolle Sache." Zur Herausforderung werden die Belange des Denkmalschutzes bei der Umnutzung der Bestandsgebäude, neben dem mit Büros und Produktionsräumen auch das ehemalige Pförtnerhäuschen. Noch sei "nicht alles" in trockenen Tüchern, aber "da sind wir auf einem guten Weg". In einer der nächsten Ratssitzungen wird das Landfried-Konzept öffentlich vorgestellt.

Auch in Horrenberg an der Ortsstraße sei eine Nachverdichtung in rückwärtigen Grundstücksbereichen im Gange, erläuterte Glasbrenner. In Kürze soll Ähnliches auch in Balzfeld angegangen werden. Dort aber werden es eher Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften, während es auf dem Landfried-Areal notwendigerweise dreigeschossige Wohnhäuser werden. Glasbrenner kann sich da in der Gesamtgemeinde, wo es städtebaulich passt, durchaus Mehrfamilienhäuser vorstellen, "aber hier im ländlichen Bereich tut man sich damit schwer." Es müsse verträglich sein: Im Horrenberger Neuwiesen-Gebiet seien auch Gebäude mit drei Vollgeschossen plus Dachgeschoss angedacht, er bezweifelte aber, dass das dörfliche Dielheim eine Gemeinde werde, die irgendwann noch größere Wohnhäuser haben werde.