Hintergrund - Die Natur darf nicht leiden

Raoul Schmidt-Lamontain bei der digitalen Grünen-Mitgliederversammlung - Was sind seine Pläne?

29.04.2020 UPDATE: 29.04.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 31 Sekunden

Was soll man nur anziehen zu einer Grünen-Mitgliederversammlung? "Anzug wäre ein bisschen viel", befand Raoul Schmidt-Lamontain kurz vor der Konferenz im digitalen Raum am Dienstagabend noch im RNZ-Interview. Also wurde es ein lässiges weißes Hemd ohne Kragen. Die Haare stylte sich der 43-jährige amtierende Dresdner Baubürgermeister aber noch, dazu trug er Stoppelbart und Headset, zwischenzeitlich auch Brille.

Den rund 80 "anwesenden" Mitgliedern bei der Versammlung jedenfalls schien der Look zu gefallen. Herzlich hießen sie ihren – potenziell – zukünftigen Klimabürgermeister im Chat des digitalen Treffens willkommen. Man freut sich auf den Neuzuwachs in der Stadt, so viel wurde deutlich. "Willkommen, Raoul! :) Mit deinen Erfahrungen mit Bürgerbeteiligung können wir dann ja endlich das erste Windrad in Heidelberg organisieren", schrieb etwa Laura Zöckler.

Fragen konnte man an den gebürtigen Hannoveraner entweder schriftlich im Chat oder persönlich stellen, dafür mussten die Mitglieder allerdings erst frei geschaltet werden von den Moderatoren Monika Gonser und Lukas Weber vom Grünen-Kreisvorstand – was mal mehr, mal weniger gut funktionierte. Mit dabei war auch Sabine Lachenicht, die Leiterin des städtischen Amtes für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie. Von ihrem "Chef in spe" wollte sie wissen, welche konkreten Maßnahmen er sich vorstelle für Biodiversität, Naturschutz und Baumschutz in einer wachsenden Stadt wie Heidelberg. "Grünflächen schaffen", war eine Antwort von Schmidt-Lamontain. Aber auch Fassaden und Dächer begrünen, Schutzflächen schaffen und vorhandenes "Großgrün" weiter schützen. Man müsse jedenfalls stets im engen Dialog mit denjenigen stehen, die bauen in der Stadt – und dafür Sorge tragen, "dass die Natur nicht die Leidtragende ist". Das Hochbauamt fällt mit der neuen Dezernatsverteilung im Rathaus ab Oktober nicht in den Bereich von Schmidt-Lamontain, sondern bleibt beim Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck.

Ob er sich denn eine Klimataxe vorstellen könnte, um auch die Touristen, die häufig aus Übersee kämen, zur Kasse zu bitten, wollte ein weiteres Grünen-Mitglied wissen. Diese Art von Tourismus würde man "nie ganz weg kriegen", meinte Schmidt-Lamontain. Man könne sich aber durchaus Gedanken machen über "sanften und regionalen oder auch über Fahrradtourismus". Schließlich schaltete sich auch Stadtrat Björn Leuzinger von der Satire-Partei "Die Partei" ein. Ob Schmidt-Lamontain trinkfest sei und lieber Bier oder Wein konsumiere, wollte er wissen. "Ich bin überhaupt nicht mehr trinkfest, seitdem ich kleine Kinder habe", gestand Schmidt-Lamontain. "Es wird Euch also nicht viel Mühe kosten, mich unter den Tisch zu trinken." (ani)