Hintergrund - Der TRA "Lauter"

09.06.2020 UPDATE: 09.06.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Der TRA "Lauter" ist ein Luftraum, der von Militärflugzeugen für Übungszwecke genutzt wird. Für das Akronym TRA gibt es zwei Auflösungen aus dem Englischen: "Temporary Restricted Area" oder "Temporary Reserved Airspace". Über dem Bundesgebiet gibt es mehrere TRA, also "zeitweilig reservierte Lufträume".

> Der TRA "Lauter" ist rund 11.230 Quadratkilometer groß und in vier Quadranten eingeteilt – von A im Nordwesten bis D im Südosten. Diese liegen etwas quer über der Landkarte von Rheinland-Pfalz, des Saarlandes und einem Zipfel von Baden-Württemberg. So geht es im Nordwesten bis an die Grenze zu Luxemburg, der südöstlichste Punkt ist bei Rheinstetten in der Nähe von Karlsruhe. Im Nordosten erstreckt sich der TRA bis Worms und etwas darüber hinaus. Im Süden markiert ihn die Grenze zu Frankreich.

> In der Höhe ist der TRA "Lauter" in zwei Schichten eingeteilt: der untere Luftraum zwischen 3000 und 7500 Metern, der obere ab 7500 Metern aufwärts. Die Untergrenze wird laut des saarländischen Innenministeriums immer dann auf 4000 bis 5000 Meter Höhe angehoben, "wenn keine besonderen organisatorischen oder übungstaktischen Gründe entgegenstehen". Der Übungsraum kann demnach von montags bis donnerstags von 8 bis 23 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr genutzt werden. In den Monaten Mai bis September sei die Zeit von montags bis donnerstags bis 21 Uhr verkürzt – "im Zuge der freiwilligen Selbstbeschränkung der Streitkräfte", wie es vonseiten des Ministeriums heißt.

> Boris Pfetzing, Pressesprecher für Süddeutschland bei der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH in Karlsruhe, erläutert auf Anfrage der RNZ die Hintergründe und was es mit einem TRA auf sich hat. So "gehört" der Luftraum zu jedem Zeitpunkt der Luftwaffe. Diese überlässt ihn zivilen Flugzeugen für deren Flugbetrieb.

> Wenn die Luftwaffe einen TRA braucht, so meldet sie dies in der Regel rund 24 Stunden zuvor bei der DFS an. Diese öffnet dann den TRA für den Zeitraum der Nutzung durch die Luftwaffe oder Streitkräfte anderer Länder und schließt ihn danach auch wieder.

> Steigen Militärflugzeuge auf, so werden sie von der DFS bis zu ihrem "reservierten Luftraum" geleitet und dabei so behandelt, wie zivile Maschinen auch. Am Ziel werden die Flugzeuge der Luftwaffe von der Flugsicherung in den TRA übergeben und später wieder übernommen, wenn sie den für ihre Übung abgegrenzten Luftraum wieder verlassen. So gibt es am Himmel quasi ein gutes Miteinander von militärischer und ziviler Luftfahrt.

> Das ist in Deutschland seit der "zivil-militärischen Integration" im Jahre 1993 so. Diese habe international durchaus Vorbildcharakter, betonte Pfetzing. Dass es auch weniger flexibel geht, zeigen zum Beispiel die französischen Nachbarn. Hier gibt es für das Militär abgeriegelte Zonen im Luftraum, die für zivile Flugzeuge grundsätzlich immer tabu sind – egal, wie viel gerade los ist am Himmel. (cab)